Rauchkuchl Schwaigerlehen-Berngarten

Rauchkuchl Schwaigerlehen-Berngarten
Weyerstraße 8
A-5724 Stuhlfelden
Tel. 0043/6562/5118

www.schwaigerlehen.at

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In Stuhlfelden, dem ältesten Dorf des Pinzgaus, liegt unweit der Kirche das wettergegerbte Schwaigerlehengut. Nicht wirklich weit von München ist dieser über 500 Jahre alte Bauernhof wie das geheime Tor zu einer neuen Welt, die doch eine ganz alte ist. Herz des Hofes ist die Rauchkuchl, eine Stube schwarz vom hölzernen Herdfeuer und erfüllt vom Duft jahrhundertealter Geschichten, von Gemeinschaft, Demut und harter Arbeit. Über der offenen Flamme wird hier gekocht, gleich neben den Gästen, denn Gäste sind hier sehr willkommen, wenn sie sich einlassen wollen auf diese Zeitreise, auf eine Speisekarte direkt aus der Natur des Nationalparks Hohe Tauern – und auf die Resi. Resi Bacher ist das eigentliche Herz des Schwaigerlehenguts. Eine resolute Frau, Mutter von fünf Kindern und Gastgeberin erster Güte, bei der man sehr nachdrücklich lernen kann, dass „Gastgeberin“ von „geben“ kommt und nicht von „schmeicheln“. Doch man spürt ihre Herzlichkeit schnell, wenn man sich von ihr durch einen Abend leiten lässt, den man ganz bestimmt nicht mehr vergisst. Ein auf das Wesentliche reduzierter Genuss von selten wohltuender Intensität: Das Stresslevel senkt sich, die Laune hebt sich, für viele ist das Rauchkuchl-Refugium wie eine Befreiung auf Zeit.
Jahrzehntelang hat Resi Bacher trummschwere Eisenpfannen behände jongliert wie unsereins Hühnereier, bis sie vor gar nicht langer Zeit den Platz an Feuer und Herd ihrem Sohn Tobias überlassen hat, dem ersten Mann nach drei Frauengenerationen. Tobias Bacher ist ein sehr versierter Haubenkoch in den frühen Zwanzigern, der schon Koryphäen wie Simon Taxacher und Kräuterpapst Vitus Winkler auf die Hände und in die Töpfe und Köpfe geschaut hat. Er hat der sowieso schon glücklich machenden Küche seiner Mutter eine Spur mehr Finesse und Raffinesse hinzugefügt und natürlich auch eine Prise Zeitgeist. Denn Tobias ist ein begeisterter junger Mann, der früh eine mutige Entscheidung getroffen hat: nicht nur für das Familiengut und das Kochen am offenen Feuer, sondern auch für eine im besten Sinne bodenständige Nova-Regio-Kulinarik. Die lässt einen an vielen etablierten Restaurantkonzepten zweifeln, wenn man nach einer seligen Rauchkuchl-Einkehr wieder in der rauen urbanen Realität ankommt. Tobias Bacher kocht mit der Almnatur vor seiner Haustür oder besser: quasi aus ihr heraus. Sammelt Schwammerl, Wildkräuter, Baumknospen und -nadeln und setzt deren Würzkraft großzügig ein. Nicht mehr. Nicht weniger. Erntet Gemüse und Blüten im eigenen Garten und Beeren und Früchte gleich hinter dem Haus. Im Winter auch gerne Giersch unterm Schnee. Seine handverlesenen Lieferanten sind seine Inspiration, die Jahreszeiten sind sein Markt. Von weit weg, nur weil es günstiger ist, kommt für ihn nicht infrage.
Das Rauchkuchl-Publikum wird von der Resi, die auch eine sensible Netzwerkerin ist, auf gekonnte Weise bunt gemischt. Dass es hier einen Hubschrauberlandeplatz gibt, ist nicht wirklich bezeichnend. Dass der Erste, der für einen Abend reserviert, die Hauptzutat des Menü-Hauptgerichts bestimmen darf, umso mehr. Drumherum wird dann die Menüfolge darauf ausgerichtet, was der jeweilige Tag an Früchten der heimischen Natur hergibt, bis daraus ein harmonisches Menü (zu einem fast schon verlegen machenden Preis) entsteht, das demnach immer ein überraschendes ist. Serviert wird es in der Rauchkuchl sowie in der helleren Bauernstube und im idyllischen Jägerstüberl nebenan dienstags bis samstags nur auf Vorbestellung. Doch was wählen, falls man tatsächlich einmal der glückliche Erstreservierende ist? Ein klassisches Rinderfilet oder einen gebratenen Schweinebauch? Ein Stück vom Wild oder Rares wie einen Minich vom Nachbarn Toni Manzl, also einen Ochsen unter den Ziegenböcken, der sich im Bergkräuterparadies hoch über dem Pass Thurn ohne jede Ablenkung Tag für Tag den Bauch vollschlagen durfte? Unbedingt, wenn es mal einen gibt! Oder doch Selbstgeangeltes von Tobi Bacher, der schon mal einen kapitalen 16-Kilo-Waller aus dem Zeller See zieht, ein sagenhaftes Hechtfilet präsentiert oder eine Bachforelle fein pochiert und sie dann mit Frischkäseravioli zu einem herzhaften Festschmaus veredelt?
Ein fröhliches Gelage wird es scheinbar immer. Und deshalb sei allen aus München und Umgebung Anreisenden geraten, sich früh eines der vier zauberhaft möblierten Gästezimmer mit jeweils zwei bis fünf Betten auf der Etage über der Rauchkuchl zu reservieren. Bilderbuch-Bauernzimmer mit Kachelöfen, sensibel und originalgetreu renoviert, mit Waschbecken im Zimmer und Bad auf dem Gang, so wie früher. Morgens wartet ein Kaiserfrühstück aus der familieneigenen Bäckerei, die, von Bruder Markus und dem Vater geführt, auch zu jedem Rauchkuchl-Menü genau das passende Sauerteig- oder Körndlbrot liefert, das zur Vollendung gerade noch fehlt.
Wer übrigens noch höher hinauswill, zum Bergkräuter- schnuppern und Minich- oder Murmeltierschauen, der kann sich eine der beiden Hütten der Dürsteinalm auf 1.450 Metern Seehöhe buchen, die in den Sommermonaten von der Resi als Ferienwohnungen vermietet werden. Der Blick reicht über das Pinzgauer Salzachtal bis zum Hochkönig und zum Weißsee-Gletscher. Für größere Gruppen steht auch der ruhige Dürsteinhof bereit, nur eine Viertel-Auto- oder Taxistunde vom Schwaigerlehen entfernt, in dem sich insgesamt sechs Schlafzimmer mit zehn Betten verbergen. Urgemütlich, klar, ehrlich, eine Wohltat. Ob im Restaurant oder auf´m Berg: Hier passt einfach alles. Mehr Auswahl, mehr Luxus würde es nicht unbedingt besser machen, eher gefälliger. Doch wa-rum? Die Resi, der Tobias, die ganze Mannschaft und Familie, die Stuben und Zimmer, die Almen und Berge und Wälder und Seen – diese unbändige Freude am Leben und an der Natur, dafür stehen die Bachers und das Schwaigerlehengut. Ob das eine Zeitreise ist, wer weiß? Das obliegt jedem selbst, seinen Erinnerungen und Tagträumen, seiner ganz eigenen Geschichte. Ein Ankommen und ziemlich oft ein Wiederkommen sind es ganz gewiss.