Little Green Bay Hotel – einzigartige „Location“

Lassen sie uns ausnahmsweise nicht über ein Hotel sprechen, sondern über das Drumherum. Das Setting, könnte man auch sagen, die Location, oder besser: Wie fühlt es sich dort an, worauf lasse ich mich ein? Hvar ist eine kroatische Insel, die wie ein leises Lächeln in der östlichen Adria liegt. Ein schmaler Pinselstrich von West nach Ost, gerade einmal 67 Kilometer lang, eine Art Mini-Kreta, nur etwas weiter im Norden. Bei Kreta ist das Lachen als Inselform fast fünfmal so breit und man sieht dabei auch die Zähne als kerniges bergiges Inselinneres. Hvar ist zart. Knapp dreihundert Quadratkilometer, mehr nicht. Diese dünne Linie im Türkis des Wassers ist also meist nur wenige Kilometer in Nord-Süd-Richtung breit. Kaum Sinn ergibt es deshalb, vom ruhigen Sandstrand-Norden (hier wurden die Fotos auf dieser Seite gemacht) und von den steinigeren, lebendigeren Stränden des Südens zu sprechen, wie das viele tun. Der Norden ist kein eigener Mikrokosmos wie auf Mallorca. Liegt ja alles nah beieinander. Fahrradnah. Auch das gängige Kroatien erwartet einen hier nicht. Das Land, das gefühlt schon seit unseren Kindertagen boomt, tatsächlich aber gerade erblüht und seinen Ruf als Kiesstrand-Côte-d’Azur für Knauserer längst abgelegt hat. Hvar ist eine eigene Welt.

Little Green Bay – Nomen est Omen

Das Little Green Bay, ein Refugium mit nur 15 Zimmern, befindet sich im Nordwesten von Hvar, ganz allein in einer pittoresken Bucht, was Sie sicherlich nicht überraschen wird, und unweit der kleinen Hafenstadt Stari Grad, die keinen Poesiepreis mehr für ihren Namen gewinnen wird. Aber übersetzt heißt das „alte Stadt“ und dass sie als älteste Kroatiens gilt, sieht man ihr auf bezaubernde Weise an. Das Little Green Bay war einst ein Bauernhaus und ist nun ein Guesthouse – von einem Hotel zu sprechen wäre zu aufplusternd, von einer Pension viel zu bescheiden. Entdeckt und erweckt wurde es vor ein paar Jahren von der Pariser Designerin Julie Grinberg Shibel auf der Suche nach einem privaten Feriendomizil. Zufällig. Klingt nicht nur gut, stimmt auch. Sie zeigte es ihrem Bruder Mathieu Grinberg, der in Paris als Restaurateur reüssierte (unter anderem mit einem Hausboot-Restaurant), und die Geschwister brachen ihre Zelte ab und zogen in die kleine Bucht nach Hvar.

Eine alte Adresse wiederzubeleben, ist natürlich nachhaltiger, als ein Konzepthotel in die vormals unberührte Landschaft zu klotzen. Das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man auf den ersten Blick das Gefühl hat, die Gebäude im Little Green Bay wären ein wenig aneinander gestückelt. Auf den zweiten Blick entdeckt man schnell, dass Julie und Mathieu jede vermeintliche Lücke mit Geschmack und Erfahrung aufgefüllt haben, auch mit Lebenserfahrung.

Für die Gäste, die ja kaum mehr als eine Schulklasse sind, gibt es zwei Bistros. Eines geschützt und heimelig, eines wie eine Umarmung zum Meer. Die Küche ist klassisch französisch-mediterran, nur einmal pro Woche gibt es kulinarischen Lokalkolorit an der langen Tafel unter freiem Himmel. Auch Spa-Anwendungen werden auf Wunsch auf der Dachterrasse mitten in der Natur angeboten.

Jedes Detail fügt sich ein wie ein Puzzlestück. Julies Auto, ein 67er Zastava 750, ein Lizenznachbau des Fiat 600, der wiederum der Cousin mit den dicken Backen des Fiat Cinquecento war, parkt in seinem Pastelltürkis am Haus, als könnte so nur er da stehen. Julies Sinn für Design verbirgt sich im Ganzen, nicht im Dekor, das macht diese Herberge so handschuhweich.

Natürlich gibt es einen Shuttle zum Fährterminal oder für die Umgebung (ein Mittagessen in Stari Grad am Hafen ist eine sehr gute Idee). Boote, Fahrräder und jede Menge Wassersport-Equipment stehen parat. Man kann die Insel erkunden oder den eigenen Liegestuhl genießen, und grandios feiern kann man hier auch. Die Idee, einen ganzen Bus zu mieten und Freunde und Familie hineinzupacken, drängt sich geradezu auf. Eine zweite Hochzeit im kleinen Kreis, ein Geburtstag, Anlässe gäbe es viele. Das mag nicht ganz billig sein, aber nicht unerschwinglich. Unvergesslich wird es bestimmt. Gute zwölf Stunden ist man von München aus auf vier Rädern unterwegs. Das ist natürlich viel weiter als an den Gardasee, auch weiter als nach Rügen, aber wirklich weit ist es nicht, schon gar nicht fernflugweit.

Ein Meilenstein in Türkis.

Bei der ganz persönlichen Wiederentdeckung Europas ist das Little Green Bay ein Meilenstein in Türkis. Es ist dort ein bisschen wie an den schönsten Orten Mallorcas, aber anders, intimer. Und es erinnert an … ja, woran eigentlich? An irgendetwas Großartiges. Das glasklare Wasser. Die Farben changierend von Blau zu Grün und wieder zurück. Ein Meerestraum wie ein schimmernder Regentropfen auf dem Handrücken im windigen Münchner Herbst. Die Malediven, die Karibik, die Südsee? Nicht ganz. Nahbarer, berührbarer. Vielleicht Mauritius? Entdecken Sie es selbst! Auf der Website kann man schon mal vorausträumen: Die aktuelle Wassertemperatur ist dort zu lesen und dass keine Haie und Quallen gesichtet wurden, aber tausend Tümmler. Mathieu und Julie nennen das Little Green Bay im schönsten Hipster-Jargon ein Non-Hotel. Leicht die Augenbrauen hebend, könnte man entgegnen, es ist ja nicht die Kategorie, die man sucht, sondern der Tag, der Moment, die Erinnerung. Unter diesem Text steht eine Adresse. Heften Sie sie in das Album Ihrer Kostbarkeiten. Eine zweite ihrer Art werden Sie in Europa kaum finden.