Normalerweise trifft man den frisch gebackenen Sternekoch Riccardo Gaspari in seinem Lokal San Brite nur wenige Minuten oberhalb von Cortina d´Ampezzo. An manchen Tagen aber sieht man ihn auch mit Traktor und Hänger eine gezimmerte Outdoorküche, Tisch und Stühle Schotterwege und Berge rauf und runter transportieren, um sie an den außergewöhnlichsten Locations seiner Heimat aufzubauen. Etwa am Ufer eines plätschernden Gebirgsbaches, auf einer sonnigen Waldlichtung oder an einer abfallenden Felswand in über 2.000 m Höhe, je nach Wunsch der Gäste. Denn Kochen und Essen implizieren für den 35-Jährigen immer auch eine unmittelbare Nähe zur Natur. Man hat das Gefühl, dass Gaspari, der kein gelernter Koch ist, sondern bis zu einer Knieverletzung als Skilehrer gearbeitet hat, genau deshalb eine gewisse Freiheit innehat, die Dinge anders anzugehen. So greift er in seinen Gerichten stets die Aromen des Waldes auf und lässt italienische Spezialitäten wie Lardo und Spaghetti auf Honig und Latschenkieferöl treffen, um ihnen einen überraschenden Geschmack zu verleihen. Besonders spannend ist seine Herbarium-Komposition aus Liebstöckel, Lärchen- und Ebereschenbeeren, Wacholder und Pfifferlingen, die er auf seinen Streifzügen durch die Dolomiten selbst sammelt. Der Großteil der übrigen Zutaten stammt vom familieneigenen Hof inklusive Käsemanufaktur, auf dem sich seit 2017 auch das San Brite – und zwar in der ehemaligen, umgebauten Traktorgarage – befindet.