Schluss mit kunterbunten Cocktails, dekorativen Fruchtspießen und endlos vielen Zutaten pro Glas, stattdessen Platz für hochwertige biodynamische Weine und Naturweine. Das dachten sich Wolfgang Hingerl und Moritz Meyn und haben so im letzten September ihre Cocktailbar Kopper in der Maxvorstadt still und heimlich in die Bar Mural verwandelt. Alles in allem ging das relativ fix, denn das stylishe Interieur im Industrie-Chic und die namensgebende Wandmalerei durften ebenso bleiben wie der kupferne Tresen und die hohen Tische, an denen man mehr lässig als elegant auf Barhockern sitzt. Wo vorher allerhand Spirituosen im Regal standen, präsentieren sich nun neben Chardonnay und Riesling ausgefallene Seltenheiten, die auf der Karte unter „Rare and Nerdy Things“ gelistet sind. Sie stammen von Mikroproduzenten wie Mas Candí bei Barcelona oder aus kleinen Gemeinden wie Latour-de-France und werden vor allem von Hingerl kuratiert, der leidenschaftlich einschlägige Fachmagazine wälzt und so immer wieder neue Güter entdeckt, die er besucht, um vor Ort Weine zu probieren und auszusuchen. Ist die Bar also nur etwas für Nerds? Ganz klar: Nein. „Zu uns kommen keine Gschaftlhuber, sondern Gäste, die gut drauf sind und Bock auf Wein haben“, beschreibt der 30-Jährige das gemischte Publikum. Und im besten Fall haben sie auch Appetit, denn Marvin Boerger schickt aus der winzigen Küche köstliche ausklamüserte Gerichte, wie man sie aus dem Sterne-Restaurant Mural im MUCA kennt. Die auf Ponzu-Radicchio-Kraut gebettete flambierte Lachsforelle ist geschmacklich mit Nori-Alge anstelle von Salz vollendet und die Spitzkohlroulade an Petersilienwurzelpüree mit getrüffelter Jus hat ein herrlich deftiges Aroma wie fleischlose Speisen selten. Wir haben Lust auf mehr und freuen uns schon darauf, im Innenhof auf der Terrasse die ersten lauen Abende zu genießen.