Restaurant Broeding
Das Broeding in Neuhausen wurde 1989 von Gottfried Wallisch als Restaurant mit kleiner Weinhandlung gegründet. Ein paar Jahre später kam der Ickinger Manuel Reheis als Küchenchef und Mitinhaber hinzu, heute einer der wenigen Köche der Slow Food Chef Alliance. Mit ihrem Konzept österreichischer Weine mit gelegentlichen Zaunguckern nach Deutschland und Ungarn (was für Weinbegleitungsgeschichten!) und einem täglich marktfrischen Menü segeln sie seitdem konstant hauchdünn unterm Stern dahin. Wenn Reheis, der mehrmals wöchentlich seine persönlichen Lieferanten besucht, beim täglichen Teamessen die Menü-Hintergründe erläutert, dann diktiert er nicht, er erzählt. Jeder Koch darf seinem Gang Charakter verleihen. Das macht die Küchenlinie weniger einheitlich, aber interessanter. Jeden Besuch überraschender. Dann wird die Starnberger Seerenke mal als Matjes veredelt. Oder die Lachsforelle als Krönung einer Gazpacho aus der milden Carosello-Gurke sanft geräuchert. Viele der Produkte sind nicht im klassischen Sinne exklusiv, werden aber oft sehr selten verwendet, wie das Metzgerstück vom Rind oder das alpine Steinschaf aus Seeshaupt, das in der Slow-FoodArche gelistet ist. Die Gerichte sind oft schön (Reheis war auch kurz Food-Stylist), immer elegant im Aromenspiel und stets gewürzt mit einer ganz besonderen Stimmung. „Unprätentiös“, murmelt schlemmend die Begleitung. Woher kommt diese Atmosphäre? Das Team ist groß, jede Position doppelt besetzt: allein sechs Köche, drei werden pro Abend gebraucht. Work-Life-Balance kein Etikett, sondern Anspruch und Alltag. Die Hierarchie nicht nur flach, sondern wahrhaft kollegial. Ein Ausnahme-Restaurant in jeder Hinsicht. Seit über dreißig Jahren seiner Zeit voraus.
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