Der Königliche Hirschgarten, die Traditionsgaststätte mit dem größten Biergarten der Welt, hat mit Thomas Fesenmair nach Jahrzehnten einen neuen Pächter. Der erfahrene Koch mit langjähriger Käfer-Laufbahn ist für diese Münchner Institution mit den Dimensionen eines stattlichen Wiesnzelts ein Glücksfall: Alle 180 langjährigen Mitarbeiter sind geblieben und der Umgangston ist nun ein auffallend angenehmer. Kulinarisch nutzt Fesenmair die Möglichkeiten des behutsam modernisierten Stubenparadieses (allein die neuen Tischdecken sind eine Fingerspitzenfreude) ohne Scheuklappen. So darf sich auch ein Wassermelonensalat mit italienischem San-Giovanni-Olivenöl zum Renner an sonnigen Tagen entwickeln. Der Hintergrund: Die Ehefrauen von Thomas Fesenmair und seines Küchendirektors Dominik Kreuzig, der zuletzt als Küchenchef der Bavarie in der BMW-Welt 15 Gault-&-Millau-Punkte holte, sind beide Vegetarierinnen. Bei vielen Gerichten wie dem rosa Hirschrücken mit Pfifferlingen, Schupfnudeln und Preiselbeerschaum sind deshalb die fleischlosen Komponenten die geschmackliche Basis. Das Fleisch ist mehr Highlight als Hauptdarsteller, ein bewusster Genuss. Auch Wirtshausklassiker wie der Schweinebraten oder die Ente wirken leichter und danach ruft man nicht unweigerlich nach einem Schnaps, sondern erwischt sich bei der Idee, beim nächsten Besuch mehrere Gänge einzuplanen (unbedingt mit den hausgemachten Aufstrichen starten!), vielleicht sogar in größerer Runde. Ist so eine Gedankenschwelgerei für ein bayerisches Wirtshaus nicht das größte Kompliment?