Es ist eine Mühsal, ein denkmalgeschütztes Gastgebäude von 1825 auf den modernsten Stand der Technik und des Designs zu bringen. Beim Bogenhauser Hof schien die Kernsanierung kein Ende zu nehmen, was aber ein Stück weit auch an der Akribie der neuen Betreiber Karl Rieder und Kian Moussavi und des Interieur-Designers Philipp Zimmermann lag. Wirkt das im Mai wieder eröffnete Stadthaus von außen mit seiner Stuckfassade und den weiß eingerahmten Fenstern noch vertraut, ist innen im Gastraum die Atmosphäre dank floraler Tapeten, mauvefarbener Samtbänke und aufwendiger Blumenarrangements nun ebenso gediegen wie glamourös. Das angrenzende Jagdzimmer setzt mit weißen Porzellan-Geweihen unter einem dunklen Dachstuhl ebenso eigene Farbakzente wie die Südtiroler Stube, das Weinzimmer und der Champagnersalon im ersten Stock.Neuer Betriebsleiter ist Stephan Fobo (ehemals Koi, The Grill und Schreiberei), in der Küche vermählt Raue-Schüler und Schwarzreiter-Sternekoch Hannes Reckziegel traditionell gehobenes Küchenhandwerk mit asiatischen Zutaten und alpinen Aromen seiner Allgäuer Heimat. Die größte kulinarische Bandbreite zeigt das Haus bei den Vorspeisen und Zwischengängen, die von verschiedenen Austernund Kaviarvarianten über Jakobsmuschel-Ceviche und Lachsforellen-Sashimi bis hin zu marinierter Burrata und Bergkäse-Schlutzkrapfen mit Pfifferlingen, Salbei und Dashi-Speck-Schaum reichen. Klassischer wird’s bei den Hauptgerichten, aber das passt natürlich gut zu einer Adresse, die nicht nur bei vielen Bogenhausern als (Familienfest-)Institution gilt. Ob gedämpfter Zander, geschmorte Lammschulter oder das Wiener Schnitzel mit Sommertrüffeln – die Küche findet oft einen originellen Twist, aber sie überfordert nicht. Gerade im Sommer auf der eleganten Terrasse hinter der portugiesischen Lorbeerhecke zeigt sie auch auf vegetarisch-leichtere Art ihre Kunst, wie bei der BBQ-Urkarotte mit Erdnuss, Passionsfrucht und Alpenkräutern.

Bildrechte: Bogenhauser Hof/Annette Sandner (Team, Food)