Brasserie Thi

Brasserie Thi
Bräuhausstr. 8
München.
Tel. 089/59998867

www.brasserie-thi.de

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Schon mit ihrem ersten Gastroprojekt, dem vietnamesischen Tapas-Restaurant TiVu in der Rumfordstraße, sorgten die Brüder Thi und Vu Nguyen für Aufsehen, weil es so leise war: pur und klar, fern von jeglichem Asia-Kitsch in der Küche und an den Wänden. Ihr zweites Standbein, die Brasserie Thi in der Bräuhausstraße in Platzl-Nähe, öffnet dem schwelgerischen Genuss noch mehr die Tür. Es darf alles etwas üppiger sein, auch wenn die Folklore immer noch draußen bleibt in diesem wirklich sehr schönen Restaurant, das Vietnams frische leichte Aromen mit der buttrigen Küchentradition seiner französischen Kolonialzeit verschmelzen lässt. Das hochwertige Interieur mit der gelungenen gedämpften Beleuchtung ist eher im gehobenen Salonstil als im erwartbaren Kolonialornament gehalten, das Separee für sechs bis acht Personen notiert man sich schnell auf seinem gedanklichen Festivitätenplaner.

Thi und Vu Nguyen sind an der Mosel aufgewachsen, wo ihre Eltern seit Jahrzehnten einen panasiatischen Imbiss betreiben. Das merkt man der Weinkarte mit ihrem Mosel-Schwerpunkt an. Aber auch die Internationalität der Getränkeauswahl – vom sardischen Ichnusa-Bier bis hin zu den kalifornischen Stags´ Leap-Kultweinen – ist ein Fingerzeig auf den Werdegang der Brüder, die nach einem BWL- bzw. Politikstudium irgendwann ihrer Consulting-Karrieren überdrüssig wurden und nun am Herd (Thi ist Küchenchef im TiVu) und als Gastgeber (Vu kümmert sich in beiden Läden um Seele und Organisation) kongenial zusammenspielen. In der Küche der Brasserie steht mit Tore Johansen ein Koch, der auch schon im Steiereck schnupperte und mit Shane McMahon das Grillfeuer teilte.

Neben der alle zwei Monate wechselnden À-la-carte-Auswahl, die vom geflämmten Lachs mit Daikon und roten Beeten im Kerbelsud über den getrüffelten Kalbshotdog in der Brioche mit Röstzwiebeln und Spitzkohl bis hin zum gedämpften Heilbutt mit Fenchel und Sellerie in Steinpilz-Weißbiersauce reichen kann, gibt es auch eine täglich marktfrische Carte blanche. Dann kann man erleben, wie der junge Norweger mit Blick auf seine Heimat eine Fischsuppe auf zum Dahinschmelzen sensible Weise nicht französisch, sondern ganz cremig interpretiert. Oder einen Blumenkohl im Big Green Egg mit starken Röstaromen punktgenau veredelt und dann mit eingelegten Perlzwiebeln und Five-Spice-Mayo kombiniert. Beide Karten lassen sich natürlich immer auch kombinieren. Und wer mag, kann sich mit einer Nocke Kaviar oder etwas Foiegras zusätzlich belohnen. Nicht wenige Gourmets sind hier schnell zu Stammgästen geworden, weil man diese Küche, in der sich bei fast jedem Gericht zwei Aromenwelten geschwisterlich die Hand reichen, so in München kein zweites Mal findet.

Bildrechte: Brasserie Thi/Constantin Mirbach