So ein Süsser!

Microlino München in der Motorworld
Am Ausbesserungswerk 8
München.
Tel. 0041/44/9131858

www.microlino-car.com

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Wim Ouboter hat mit rollender Bewegung, die Freude bereitet, ein Vermögen gemacht. Der Schweizer mit holländischen Wurzeln trat Ende der 1990er-Jahre mit seiner Marke Micro einen weltweiten Siegeszug an, der bis heute anhält. Micro produziert Kickscooter (Tretroller), häufig dreirädrig, die ziemlich schick, sehr robust und ein bisschen retro sind. Man spürt die Qualität beim Sausen. Dieses Spaßgefühl auch mit einem Dach über dem Kopf – der Gedanke lag nahe. Und weil die Ouboters wussten, dass Automobile im Schnitt nur mit 1,2 Personen besetzt sind und eine Strecke von 30 Kilometern fahren, hat Wim Ouboter gemeinsam mit seinen Söhnen Merlin und Oliver dabei nie an ein richtiges Auto mit allem Drum und Dran gedacht, sondern eher an ein rollendes Zwischending aus Zweirad und Auto, ganz so, wie ein iPad die Lücke zwischen Smartphone und Laptop füllt und ein Micro-Scooter die Nische zwischen Laufen und Radfahren.

Ein solches flinkes vierrädriges Zwischending hatte Wim Ouboter bereits in der heimischen Garage stehen: eine BMW Isetta, Ikone der 1950er-Jahre, ein Rollermobil. Genauso sollte der Microlino werden. Ebenso behände und sympathisch, nur elektrisch. Vor gut einem Jahrzehnt beauftragten die Ouboters die ZHAW Zürich und die Entwickler von Designwerks im schweizerischen Winterthur – die Elektro-Ideenschmiede gehört heute zur Volvo Group – mit dem Microlino-Entwurf und ließen sie zur Einstimmung erst einmal eine original Isetta restaurieren und mit einem Elektroantrieb versehen. Der Entwurf überzeugte. 2016 präsentierten Merlin und Oliver Ouboter die ersten Prototypen auf dem Genfer Automobilsalon unter dem Motto „This is not a car“. Am Ende des Salons lagen 500 Vorbestellungen vor, bis heute sind es mehrere Zehntausend. Dass es so lange gedauert hat, bis nun in diesem Frühjahr die ersten Microlinos auch bei uns zur Auslieferung kommen, lag an der schwierigen Suche nach einem Produktionspartner. Weder in Asien noch bei den gängigen europäischen Klein- und Kleinstwagenspezialisten wurde man letztlich fündig. So mancher Versuch endete im Verdruss.

Glücklich wurden die Schweizer erst bei den italienischen Prototypenbauern Cecomp aus Turin, einem Familienunternehmen wie die Ouboters, wohl auch eine Mentalitätsfrage. Unter der Ägide der Familie Forneris und deren Spezialisten wurde aus dem ursprünglichen Entwurf mit Rohrrahmen der heutige Microlino 2.0 mit selbsttragender Stahlkarosserie, die für mehr Sicherheit und Langlebigkeit sorgt. Optisch ist der Microlino ganz ohne Zweifel als Isetta-Baby zu erkennen. Wie damals in den Wirtschaftswunderzeiten ist die einzige Tür vorne quer montiert, was eine gewisse Gelenkigkeit beim Einsteigen nötig macht, und die ganze Knutschkugel wird zum Heck hin schmaler. Die Räder sind wie gehabt winzig. Auch die Scheinwerfer sind wie beim Original außen angeschlagen, fungieren nun allerdings auch als Rückspiegel. Wirklich gewachsen ist der Nachkomme mit 2,5 Metern Länge und 1,5 Metern Breite nicht, so kann man augenzwinkernd quer einparken und direkt nach vorne auf den Gehweg aussteigen, doch für zwei Personen reicht der Platz auf alle Fälle. Praktisch auch der mit 230 Litern erstaunlich geräumige Kofferraum für den schnellen Einkauf zwischendurch, da passen tatsächlich drei Getränkekisten rein. Die Stadt ist sowieso sein angestammtes Saus-und-Braus-Revier: Der im Heck montierte Elektromotor leistet 13 kW (17 PS) und beschleunigt den Flitzer in fünf Sekunden auf Tempo 50, bei 90 km/h ist Schluss. Auf Landstraßen und Autobahnen wirkt der handliche Microlino eher verschreckt, aber innerorts macht er richtig Spaß und fährt flott mit.

Die Auslieferung beginnt in den nächsten Wochen mit der Pioneer Series, die auf 999 nummerierte Einheiten limitiert ist und die es nur in den Farben Torino-Aluminium und Atlantis-Blau gibt. Ein Schmankerl ist die Serienausstattung mit Schiebedach, veganem Leder und Alcantara-Einsätzen im Interieur, tragbaren Bluetooth-Lautsprechern und für die letzte Meile einem Micro-Kickscooter im Kofferraum. Nach der Pioneer Series folgen dann nach und nach die drei Ausstattungsvarianten Urban, Dolce und Competizione und man hat dann die Wahl aus drei verschiedenen Batteriegrößen, die Reichweiten von 91, 177 und 230 Kilometern ermöglichen. Das Aufladen ist denkbar einfach, eine spezielle Wallbox braucht man nicht, drei bis vier Stunden an einer gewöhnlichen Haushaltssteckdose reichen völlig aus.

Die Zukunft allerdings bleibt gewohnt ungewöhnlich: Gerade haben die Ouboters den Prototypen des Microlino Spiaggina mit weiß-blau gestreiftem Stoffdach, wasserdichten Materialien und Holzböden präsentiert. An den Seiten und am Heck komplett offen, steht er in der Tradition der legendären Strandfahrzeuge der 1960er-Jahre, wie dem Fiat 600 Jolly oder dem Citroën Mehari. Wim Ouboter, dem es wie jedem Innovator nicht an Selbstbewusstsein mangelt, ist sich sicher: „Der Microlino Spiaggina wird das stilvollste Fahrzeug für Europas Sommerdestinationen wie Portofino, St. Tropez oder Ibiza.“