In aller Schrauberseelenruhe

Blackbean Motorcycles
Sigmund-Riefler-Bogen 10
München. Tel. 0151/24190969

www.blackbean-motorcycles.de

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Axel Krembs ist ein junger Mann mit einer alten Schrauberseele. In seiner Motorradwerkstatt im Münchner Osten schenkt er alten Motorrädern eine Zukunft:klassischen Motorrädern mit Vergasermotoren und ohne Motorelektronik. Solche Maschinen wurden bis in die spten 1980er-Jahre hinein gebaut. Bekannt wurde Axel mit seinen Cafe-Racer-Umbauten unter dem Label Blackbean Motorcycles, doch ihn zum Künstler oder Designer zu stilisieren, greift zu kurz. Er ist ein Schrauber alter Schule, seriös und detailversessen bis in die Fingerspitzen, einer, der beinahe alles kann. Nur Sattler für die Sitzbänke und Lackierer arbeiten ihm zu, der ganze sonstige Zauber geschieht in seiner Werkstatt. Und er ist noch keine dreißig Jahre alt.

Warum tut sich ein junger Mann diese Handwerksmühsal an, obwohl ihm nach einer Ausbildung bei Mercedes Classic und einem Masterstudium in Automotive Engineering alle Türen der süddeutschen Automobilhersteller sperrangelweit offen standen? Auch bei Axel Krembs lautet die Antwort: „Benzin im Blut.“ Schon der Vater sammelte, schraubte und restaurierte italienische Motorradklassiker. Ducati. Moto Guzzi. MV Agusta. Elegante Schönheiten, die nicht nur zum Niederknien aussahen, sondern auch so klangen, sich so anfühlten und sich so fuhren – und es bis heute tun, bei entsprechender Pflege selbstverständlich. Spätestens nach einem Besuch in der Moto-Guzzi-Zentrale im zauberhaften Mandello del Lario am Comer See, wo man das eigene Erbe pflegt wie kaum irgendwo in dieser ziemlich traditionsverliebten Branche, war der junge Axel endgültig angefixt. Er begann, selbst zu schrauben. Neben der Schule, neben der Ausbildung, während des Studiums. Der Vater schaute ihm gerne über die Schulter, der Austausch ist noch heute eng. Axel kaufte sich Werkzeug, dann erste Maschinen, alles selbst finanziert aus den eigenen Schrauberjobs, und machte sich dann nach dem Studium komplett selbstständig. Heute hat er eine Werkstatt – die er nicht fotografieren lässt, wenn sie nicht picobello aufgeräumt ist, aber das ist sie meist – voller Präzisionsmaschinen, die meisten davon eigens modifiziert. Und alle gehören ihm selbst, alles abbezahlt. Ein seltenes Handwerkerglück.

Nach seinen italienischen Jugendlieben wagte er sich an die Reparatur und Restauration von klassischen Boxer-BM ten Cafe-Racer-Umbautenunter dem eigenen Label Blackbean Motorcycles. Cafe Racer sind ja eigentlich die pure Form des Motorrads: abgespeckt, auch optisch auf das Nötigste reduziert, sportlich, knackig, laut. Axel Krembs machte bestens fahrbare Schönheiten daraus. Endgültig international bekannt in dieser Szene (heutzutage nennt man so etwas ja Community) wurde er mit dem Umbau einer Honda CB250G aus dem Jahre 1975, die er in einen Cityracer mit grünem Tank, schwarzem Tropfenscheinwerfer und brauner Ledersitzbank verwandelte. Es war der Motor, dieser kleine 250er-Twin, in den Axel sich zuerst verliebte. Honda-Motoren aus dieser Zeit gelten als Fest für Feinmechaniker. Noch dazu waren diese schlanken Hondas erschwinglich, spritzig und gut beherrschbar – und hatten eine günstige Versicherungseinstufung. Auch junge Leute konnten sich diese zuverlässigen Maschinen leisten und hatten viel Spaß damit. Sie standen für ein unbeschwertes Lebensgefühl („Lebensgefühl“, die zweite Antwort nach „Benzin im Blut“). Gute alte Motorradzeit! Axel selbst beschreibt das so: „An einem sonnigen Morgen aufstehen, nach einem Kaffee die Stiefel anziehen, die Sonnenbrille aufsetzen und nichts wie raus in den Tag. Die Maschine knattert, der Raureif steht noch auf dem Tank und das Shirt flattert im Fahrtwind, während einem die Sonne auf die Arme scheint. Genau das ist das Lebensgefühl, um das es mir bei unserer Arbeit geht.“

Die Honda CB250G aus dem Jahre 1975, die Axel Krembs in ein Einzelstück verwandelte, ist nur noch an Motor und Tankform wiederzuerkennen. Der Motor wurde inklusive Kabelbaum komplett neu aufgebaut. Die originalen Abgaskrümmer wurden gekürzt und enden jeweils in einem handgefertigten Endschalldämpfer, der zusammen mit der neuen K&N-Luftfilteranlage für einen Sound sorgt, wie man ihn von einer zarten 250er eher selten hört. Dazu passt, dass die zurückverlegte Tarozzi-Fußrastenanlage, die neuen progressiven Federn für die Federgabel und der Stummellenker eine äußerst sportliche Fahrweise möglich machen. Dafür nimmt man auf einer maßgefertigten Echtleder-Sitzbank Platz, die optisch perfekt zum umgebauten kurzen Heck im typischen Cafe-Racer-Look passt, und blickt auf einen elegant in das Scheinwerfergehäuse integrierten Analogtacho. Dass alle Oberflächen neu beschichtet oder poliert wurden und das Tankinnere neu versiegelt, ist eine Selbstverständlichkeit. Dazu noch ein seitlicher Kennzeichenhalter und neue Firestone-Reifen auf klassischen V2A-Speichenfelgen – und fertig war ein Fahrzeug, bei dem man sich nur schwer entscheiden kann, ob man es lieber anschauen oder fahren möchte: die Black Bean Honda 250 Cityracer.

Bei allem Renommee ist das Customizing kompletter Motorräder für Axel Krembs eher ein Hobby. Er kann es eben, aber
der Arbeitsaufwand ist für einen kreativen Perfektionisten wie ihn enorm und eigentlich unbezahlbar: Lösungen suchen, anfertigen, ausprobieren (und oft wieder von vorne). Den Alltag in der Werkstatt bestimmen unzählige kleinere Projekte: Motoren revidieren, Vergaser instand setzen, Teile aufbereiten oder restaurieren, Spezialbauten anfertigen, fräsen, schweißen oder formen, ebenso die Klassiker-Kaufberatung oder Wintereinlagerung mit Frühjahrsservice – Axel Krembs ist ein gesuchter Mann. Vor einiger Zeit hat er eine 1974er-Honda CB350K für einen Kunden restauriert, da kam der Vater mit der Idee um die Ecke, es doch mal mit einem 1940er-Jahre-Boardtracker-Look zu versuchen: geduckte, elegante Linien vom tiefen Lenker bis zu den überlangen Schutzblechen. Ein unfassbarer Aufwand, doch ein fantastisches Ergebnis. Ein schöneres Zweirad hat man schon lange nicht mehr erlebt.Wer sein Herzklopfen spürt, wenn er solche Motorräder sieht und hört, der sollte sich bei Axel Krembs melden und ihn in seiner Werkstatt besuchen. Man begegnet einem jungen Meister bei der Arbeit. Voller Präzision, Hingabe und Geduld. In aller Schrauberseelenruhe.

Bildrechte: Michael Compensis (Tankstelle, Motorradfahrer)