Manufaktur Inge-Glas

Manufaktur Inge-Glas

www.inge-glas.de

in München bei Ludwig Beck

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KUGEL- GLANZ und TANNEN- DUFT

In der Manufaktur Inge-Glas ist das ganze Jahr über Weihnachten. Denn hier werden in handwerklicher Tradition wunderschöne und außergewöhnliche Christbaumkugeln gefertigt. Rund 40 Millionen Exemplare verlassen jährlich das bayerische Neustadt bei Coburg und schmücken Tannenbäume auf der ganzen Welt:

Bald ist es wieder so weit. Neben dem Adventskranz und der Krippe steht bei den meisten Familien an den Weihnachtstagen auch der geschmückte Christbaum im Wohnzimmer. Doch warum ist das eigentlich so? Woher kommt dieser Brauch? „Die Tradition der Weihnachtstanne oder -fichte reicht bis ins Mittelalter zurück“, erzählt Birgit Müller-Blech, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Klaus die Manufaktur Inge-Glas führt. „Jedoch wurden die Bäume damals als Symbol für den Paradiesbaum noch mit Äpfeln, Nüssen oder Süßigkeiten dekoriert.“ Das ist heute längst anders und Inge-Glas hat daran einen nicht unerheblichen Anteil. Denn das Unternehmen ist einer der weltweit bedeutendsten Hersteller von Christbaumschmuck.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im thüringischen Lauscha erstmals gläserne Kugeln gefertigt und an den Christbaum gehängt. Es waren dann vor allem Soldaten, die sie als Geschenke und Mitbringsel auf der ganzen Welt bekannt machten. Und irgendwann kam dabei auch Inge-Glas ins Spiel. Dem Glashandwerk ist die Familie Müller-Blech bereits seit 15 Generationen verbunden, das heutige Unternehmen wurde 1954 in Neustadt bei Coburg gegründet. In seinen Anfängen fertigte es vor allem traditionelle Ornamente wie Kugeln, Glocken oder Baumspitzen, doch mittlerweile könnten die Formen des Schmuckes kaum abwechslungsreicher und kreativer sein. Es ist alles dabei: von der klassisch roten Kugel über den filigranen Cinderella-Pumps oder putzige Waldtiere bis hin zur bayerischen Weißwurst und der Weihnachtsgurke, die nicht nur in den USA am Baum hängend darauf wartet, entdeckt zu werden, um denjenigen zu bestimmen, der das erste Geschenk öffnen darf. Doch so verschieden alle Inge-Glas-Ornamente in ihrer Gestaltung auch sein mögen, eines ist ihnen gemein: Jedes einzelne wird mit jahrzehntelanger Erfahrung und größter Sorgfalt in den hauseigenen Fabrikräumen mundgeblasen und von Hand bemalt. „Das Geheimnis der hochwertigen Veredelung und der Langlebigkeit unserer Produkte ist die Verwendung bester Werkstoffe“, erklärt Birgit Müller-Blech. Kristallklares Glas muss es sein, außerdem echtes Sterlingsilber und intensiv strahlende Farben, deren Zusammensetzungen allerdings ein gut gehütetes Geheimnis sind.

Doch wie die Kollektionen und Ornamente entstehen, verrät die Inhaberin gerne. „Wenn für die meisten Menschen das Weihnachtsfest vorüber ist, geht es bei uns richtig los. Denn zu Beginn eines jeden neuen Jahres setzen wir uns mit unserem Kreativteam zusammen, um die Trends für das übernächste Fest zu entwickeln“, erzählt sie. „Wir beginnen also beinahe zwei Jahre im Voraus, unsere Ideen auszuarbeiten. Dabei geht es uns vor allem darum, den Zeitgeist einzufangen und gleichzeitig die Tradition zu bewahren. Außerdem entwickeln wir für jedes Jahr bestimmte Trendthemen. Für 2021 sind dies etwa die „Draußen im Schnee“-Ornamente in frostigen Blau- und Silbertönen, die von Schneeballschlachten und vom Schneemannbauen berichten, die „Rosige Zeiten“-Kreationen mit lieblichen Blumen und verspielten Singvögeln oder die „Nacht der Träume“-Designs in edlem Gold und royalem Blau, die zu stilvollen Dinner-Einladungen passen. So soll jedes Thema seine eigene Geschichte erzählen und Erinnerungen wecken, etwa an die letzte Schlittenfahrt im Tiefschnee. Oder Erinnerungen schaffen, wie der Babytannen-Hänger an ein allererstes Weihnachtsfest. Den detailverliebten Ornamenten sieht man an, wie viel Hingabe und Arbeit in ihnen stecken. Steht ein Design, werden erste Formen modelliert sowie Farben und Dekore festgelegt. Mittlerweile hat sich so ein beachtliches Repertoire an Glasbläserformen angesammelt, das mit etwa 15.000 Exponaten aus zwei Jahrhunderten einzigartig ist. In der hauseigenen Modellbau-Abteilung pflegt man die historischen Formen und erhält sie zur Wiederverwendung. Neue Ornamente werden bis heute nach altbewährter Handwerkskunst mundgeblasen. Dafür wird der Rohling zunächst langsam erwärmt, um die Spannung im Glas und das Risiko des Zerplatzens zu reduzieren. Danach wird er weiter auf etwa 800 Grad Celsius erhitzt, bevor es an das eigentliche Glasblasen geht. Kugeln, Spitzen und vieles mehr werden in der Neustädter Manufaktur von erfahrenen Glasbläsern frei vor der Flamme geformt. Für alles Figürliche wird mit viel Fingerspitzengefühl das gleichmäßig erhitzte Glas in den zuvor angefertigten Spezial-Formen aufgeblasen. Einmal in Wasser herunter temperiert, kommen alle Formen auf ein Steckbrett, wo sie zur weiteren Verarbeitung abkühlen.

Die schimmernde Brillanz entsteht durch die Handverspiegelung mit echtem Sterlingsilber. Jeder Rohling wird mit einer reinen Silberlösung gefüllt, die sich an der Innenseite des Glases niederschlägt. Bis zu 30 Arbeitsgänge sind nötig, um ein Ornament zu vollenden. Kleinste Details wie Augen, Pupillen und Augenbrauen werden sorgfältig und mit ruhiger Hand von Malerinnen gezeichnet. Und zwar vom ersten bis zum letzten Malvorgang von derselben Malerin, wodurch sie zum Unikat werden. Rund 40 Millionen Christbaumkugeln und Ornamente aus Glas verlassen so jedes Jahr die Weihnachtswelt von Inge-Glas, um draußen in der weiten Welt alte Erinnerungen wieder lebendig zu machen und neue Erinnerungen zu schenken.

Text von Theresa Wiediger