K-Over

K-OVER by P.M.P. FIRENZE
Via F. Borromini 14
I-50028 Tavarnelle Val di Pesa, Firenze
www.k-over.com

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Florentiner Feingefühl

Kaum eine Stadt wird so mit einer Lichtstimmung verbunden wie das golden in der Sonne glänzende Florenz. Wo man andernorts scharfe Schatten sieht, scheint die Stadt von innen heraus zu leuchten. Aber Florenz ist eine Stadt, durch deren Adern Silber fließt. Andrea Pacini weiß das, er ist der Spross des Silberproduzenten P.M.P. Firenze und hat vor vier Jahren K-OVER erschaffen, als Marke und Manufaktur – und als modernes Statement der Florentiner Silbertradition. Ein K-OVER ist eine edle Hülle für Wein- oder Champagnerflaschen. Kühlend, schmückend, aufsehenerregend. Unübersehbar auf einer Tafel thronend.

Für Andrea Pacini ist sie eine zeitgemäße Interpretation all dessen, was die Florentiner Silberschmiedekunst schon seit Jahrhunderten über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus berühmt gemacht hat: das Bewusstsein für Historie und Herkunft, eine schier unglaubliche Kunstfertigkeit und, ja, auch eine gewisse Großspurigkeit. Florenz‘ silbriger Puls ist noch heute überall zu entdecken. Besonders unterhaltsam auf einem kleinen Spaziergang, der auf der Ponte Vecchio beginnt, die in der Mitte einen zauberhaften Blick auf den Arno freigibt. Genau hier steht die Porträtbüste Benvenuto Cellinis, des legendärsten Gold-, Silber- und Ränkeschmieds der Stadt. Ein Universalkünstler, der auch Bildhauer, Musiker und Schriftsteller war, dessen Autobiografie von Goethe recht frei ins Deutsche übersetzt wurde und der mit der „Saliera“, der Salzschale für den französischen Ritterkönig Franz, eines der wertvollsten kunsthandwerklichen Objekte überhaupt schuf: Versicherungswert über 50 Millionen Euro. Cellini war ein Renaissancemensch erster Güte, ein ewiger Streithansel und Angeber, ein vielfacher Vater und mindestens dreifacher Mörder, gerettet von päpstlichen Freibriefen und von der eigenen Kunst des Gefängnisausbruchs.

Im nahen Palazzo Pitti wartet das „Museo degli Argenti“, das Museum für Silber im einst von Fresken gerahmten Sommerwohnsitz des Großherzogs. Eine Oase der Ruhe im Herzen der Stadt. Seit 1861 zeigt es die ganze Pracht des Florentiner Kunsthandwerks und die Sammelleidenschaft seiner Regenten, allen voran der Medici und der Lothringer. Erstaunlich! Ein guter Grund, sich am späten Nachmittag auf die Silber-Spuren zu begeben, ist keine halbe Spazierstunde entfernt: Die Silberschmiede Pampaloni in der Via del Gelsomino 99 wandelt sich abends in das koschere Restaurant „In Fabbrica“. Man sitzt mitten im Betrieb am großen Holztisch der Mitarbeiterkantine, bedient von Pampaloni-Mitarbeitern, die ihre Kittel gegen alte Militäruniformen getauscht haben (der Koch ist natürlich ein Profi). Ein entwaffnend skurriles, filmreifes Ambiente, das an Fellini, Wes Anderson und Andrei Tarkowski erinnert. Mit einem K-OVER kann man sich all diese aufregenden und widersprüchlichen Gefühle ein Stück weit nach Hause holen. Ein K-OVER macht aus einer Flasche ein Schmuckstück, zuweilen gar ein Kunstwerk und immer ein Unikat.

In der kleinen K-OVER-Werkstatt P.M.P. Firenze etwas außerhalb der Stadt werden die schmucken Hüllen, die man zum Befüllen unten mit einer Verschraubung öffnen kann, aus Bronze, Silber oder Gold gefertigt, allesamt im höchsten Reinheitsgrad. Bei Bronze und Gold ist deren Verwendung so üblich, bei Silber eher selten, denn 999erFeinsilber oxidiert zwar nicht und ist noch dazu antibakteriell, es ist aber auch weicher als Sterlingsilber – und deshalb perfekt zum Ziselieren. Bei diesem Vorgang werden mit Punzen, kleinen Sticheln und Meißeln und mit sehr, sehr viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung Ornamente und Muster bis hin zu Figuren in eine vorher glatte Metalloberfläche getrieben. Das Metall wird also verformt, ohne es wie bei einer Gravur zu entfernen, und es entsteht ein Relief. Da ein Edelmetall trotzdem ziemlich fest ist, muss es dabei immer wieder erhitzt werden, damit es geschmeidig bleibt. Ein ungemein langwieriger Prozess, eine Manufaktur-Meditation. Das Ergebnis ist manchmal betörend schlicht, wie beim komplett in der eigenen Werkstatt gefertigten „Moon“ mit seiner rauen Oberfläche (die Goldvariante heißt folgerichtig „Sun“) oder beim handschmeichelnden „Crocodile“, einer Hommage an die jahrhundertealte Ledertradition der Toskana. Manchmal von sprichwörtlich erhabener Grazie wie beim „Battaglia di Camollia“ nach einem Gemälde Giorgio Vasaris, das die Schlacht zwischen Florenz und Siena an der Porta Camollia zeigt.

Für sein heimliches Lieblingsmotiv, wie Andrea Pacini verrät, dessen besondere Schwierigkeit darin besteht, ein Gemälde auf eine zylindrische Form zu übertragen, bei der es keine Rückseite gibt und das aus jeder Perspektive perfekt sein soll, arbeitet er mit der Florentiner Silberschmied-Legende Giuliano Foglia zusammen. Schon dessen Vater Carlo Foglia schuf einst für die persische Kaiserin Soraya einen massiven silbernen Bilderrahmen, angeblich während der gesamten Fertigung argwöhnisch von deren Leibgarde beäugt. Generell ist die K-OVER-Motivwelt überaus international. In Kooperation mit Giulianos Sohn Lorenzo Foglia hat Pacini „American Dream“ im Portfolio, mit der Japanerin Mary Yoshida die Champagnerhülle „Cherry Blossom“ und mit Stefano Vigni Kombinationen aus Edelmetall und emaillierten Oberflächen, die an russische Fabergé-Eier erinnern. Diese externen künstlerischen Partnerschaften scheinen auch notwendig zu sein, da bereits ein „Moon“ drei Wochen für die Herstellung benötigt, eine Skulptur wie die „Battaglia“ gar vier Monate. Dass die Preise für ein K-OVER im mittleren vierstelligen Bereich beginnen und auch deutlich fünfstellig werden können, erscheint nachvollziehbar. Und da man sowieso ein Unikat erhält, ist es auch hochgradig individualisierbar für jede Herzensangelegenheit, sei es eine Taufe, Verlobung, Hochzeit oder ein Jubiläum. Andrea Pacini bittet, einen mindestens viermonatigen Vorlauf zu bedenken. Wenn die Großeltern der Enkelin zum Abschluss ein K-OVER schenken, dann ist das vielleicht die schönere Idee als ein Batzen Bargeld. Und aus einem puren Luxusprodukt, auf den ersten Blick einer Essenz des Exzesses, wird tatsächlich ein Schatz fürs Leben.