I wanna thank me
Wie alles begann: Als Louisa 2020 ihren Master of Arts in der Tasche hatte, stieß sie zufällig im Internet auf die legendäre Dankesrede des Rappers Snoop Dogg anlässlich der Einweihung seines Sterns auf dem Walk of Fame in Hollywood 2018. Das große Dankeschön richtete der Musiker darin – an sich selbst. Er dankte sich für seine harte Arbeit, dafür, niemals aufgegeben zu haben, und dafür, keinen Tag lang faul gewesen zu sein. Die frisch gebackene Absolventin fühlte sich bestätigt. I wanna thank me, dachte auch sie nach ihrer anstrengenden Prüfungsphase. Hatte sie es doch endlich geschafft und konnte stolz auf sich sein. Und so teilte sie das Video mit ihrer Freundin Céline, die ihr kurzerhand zum anstehenden Geburtstag ein T-Shirt mit dem Slogan druckte. Das wurde schnell zu Louisas Lieblingskleidungsstück und kam bei ihren Freunden so gut an, dass die jungen Frauen beschlossen, daraus ein Geschäftsmodell zu machen.
Mit den Erlösen aus dem T-Shirt-Verkauf konnten sie dann realisieren, was sie neben ihren eigentlichen Jobs schon lange geplant hatten: ein gemeinsames Keramik-Projekt mit ihren Freundinnen Marie und Lara. Kennengelernt hatten sich die damaligen Studentinnen während eines Workshops vor sieben Jahren an der Zürcher Hochschule der Künste. Sie verband nicht nur die Liebe zum Material Ton, das für sie bis heute viel Spielraum zum Gestalten bietet, sondern auch derselbe Humor. Die besten Voraussetzungen, um mit etwas Startkapital Großartiges entstehen zu lassen. Es wurden Arbeitsmaterialien gekauft und ein Atelier angemietet. Und ein Name – der stand natürlich auch schon fest: Der Slogan „I wanna thank me.“ wurde zu ihrem Spiel- bzw. Tonplatz, einem Raum, in dem sie ihrer Kreativität und ihren ganz unterschiedlichen Talenten und Schwerpunkten freien Lauf lassen konnten. Die ersten witzigen Ideen ließen nicht lange auf sich warten. So fertigte Louisa für das Website-Fotoshooting einige Tools aus Ton für jede von ihnen an, die für die jeweiligen Interessen und Arbeitsschwerpunkte stehen. Für Marie, Expertin für 3D-Keramik-Drucker, Social Media-Managerin und Musikliebhaberin, einen Bohrer, ein Handy und eine Schallplatte, für Lara, Profi für Schleifarbeiten, Feel-Good-Managerin des Teams und Cocktail-Liebhaberin, einen Messbecher, Schleifpapier und ein Martini-Glas. Alles detailgetreu von Hand geformt und bearbeitet, mehrfach gebrannt und im Schwarz-Weiß-Look bemalt – jenen prägnanten Kontrastfarben, die schon bald zu ihrem Markenzeichen werden sollten.
Bei ihren regelmäßigen Treffen fiel den Freundinnen auf, dass es in ihrem Zürcher Atelier noch an Geschirr mangelte. Folglich
kreierten sie schwarz-weiße Teller, Tassen und Schalen und somit ihre erste „Corporate“-Kollektion. Als Nächstes folgte 2022 das „Bling Bling“-Projekt, eine Hommage an ihre Hip-Hop-Kindheit in den 1990er-Jahren, in der schwere Rolex-Uhren die Handgelenke und Goldketten die Hälse ihrer Rap-Idole zierten, Maybach-Autoschlüssel an deren Schlüsselbunden klirrten und der Dom Pérignon in Musikvideos in Strömen floss – von den Künstlerinnen nun detailgetreu in einem Stillleben aus Steinzeug mit Goldakzenten festgehalten. Auf dieses originelle Projekt wurde Connie Hüsser, eine Koryphäe der Schweizer Design-Szene, aufmerksam und lud sie ein, im Zuge der Eröffnung des japanischen Umbrella House im VitraHaus in Weil am Rhein eine kleine Serie zu entwerfen. So entstand „Japanese Sachä“, hochwertige Gebrauchskeramik für den Alltag, deren Entstehungsprozess Connie Hüsser begleitete und die heute im Vitra-Museumsshop erhältlich ist. Die niedlichen Objekte, vom befüllbaren Sojafisch über den Essstäbchenhalter im Sushi-Look bis hin zum Salzstreuer Mount Fuji, einer Symbiose aus Matterhorn und Fujiyama, sind coole Eyecatcher-Accessoires für den nächsten Sushi-Abend. Und damit dann auch die Tischdeko stimmt, haben Louisa, Marie, Lara und Céline gleich noch die passende Vase mit japanischer Keramik-Blumenkunst gestaltet.
Und was ist für die Zukunft geplant? So viel sei verraten: Es kommt erstmals mehr Farbe ins Spiel. Kinder und von ihnen gemalte Bilder sind sowohl Inspirationsquelle als auch Kooperationspartner, und der Spaß, der kommt auch nicht zu kurz. Die Prototypen sind bereits erstellt, doch wann die Kollektion final fertig wird, da wollen sich die Künstlerinnen nicht festlegen. Denn wie auch bei ihrem Lieblingsmaterial Ton liegt für sie in der Ruhe die Kraft. „Wenn man mit seinen Herzensmenschen ohne Zeitdruck zusammenarbeitet, kann daraus eigentlich nur Gutes entstehen“, resümiert Louisa. Und wie sagte auch Snoop Dogg einmal so schön: „It ain’t no fun if the homies can’t have none.“
Bildrechte: I wanna thank me/I wanna thank me