Fortuny

Fortuny München
Briennerstr. 9
80333 München
Tel. 089/76757782

www.fortuny.de

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Magische Gegenstände

Wer wird schon von Marcel Proust erwähnt? „Das Fortuny-Kleid, das Albertine an jenem Abend trug, erschien mir wie ein verführerisches Phantom aus jenem unsichtbaren Venedig“, heißt es schwärmerisch in seinem Werk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Fortuny? Tatsächlich ist einer der kreativsten Menschen des 20. Jahrhunderts nur Eingeweihten bekannt. Also dann: Der Ursprung des heutigen Labels Fortuny liegt in Venedig und bei dem in der Lagunenstadt heimisch gewordenen spanischen Multitalent Mariano Fortuny, dessen Name zwar in erster Linie mit seinen aufsehen erregenden Kleidern und Stoffen verknüpft ist, der aber auch als Maler, Radierer, Fotograf, Bühnenbildner, Schöpfer elektrischer Leuchten und Einrichtungsgegenstände und einer revolutionären Theaterbeleuchtung brillierte – oft gemeinsam mit seiner französischen Ehefrau Henriette Negrin. Über 100 Jahre später erweckte der venezianische Fotograf und Kunsthändler Lino Lando das überbordende Erbe des „Magiers“ und die Marke wieder zum Leben und seit Kurzem kann man die außergewöhnlichen Fortuny-Objekte auch in einer eigenen Münchner Boutique bestaunen: Neben traumhaften Samtkleidern zählen zum aktuellen Portfolio auch das berühmte Plissee-Kleid „Delphos“, handgefertigte Seiden- und Samtstoffe, Taschen, Schals und Tücher sowie Tableware, Interior-Accessoires und ikonische Leuchten, wie die Projektorleuchten aus der Studio 1907-Kollektion von Mariano Fortuny. Diese Designobjekte, die damals die ersten Leuchten mit Streulicht waren, werden auch heute noch in der Manufaktur in Venedig mit immensem Aufwand hergestellt und von Innenarchitekten auf der ganzen Welt aufgrund ihrer zeitlosen Eleganz gewählt, die gleichermaßen in klassische, moderne oder avantgardistische Innenräume passt. Doch möchte man den ganz eigenen Zauber der Fortuny Kollektion begreifen, lohnt sich ein Blick in die Geschichte, einer Geschichte voller Talent, Neugier und Schaffenskraft.

Der 1871 im andalusischen Granada als Sohn eines Künstlers geborene Mariano Fortuny y Madrazo hatte zwar von seinem Vater die Leidenschaft für die Malerei geerbt, doch inspiriert von seiner Heimatstadt, die seit der muslimischen Herrschaft von einer orientalischen Atmosphäre und Betriebsamkeit beseelt war, übertrug Fortuny im Laufe seines Lebens seine Kreativität auf die ganze Palette der angewandten Künste. Schon in seiner Kindheit reiste er viel und verbrachte nach dem frühen Tod des Vaters Teile seiner Jugend in Paris, wo er eine künstlerische Ausbildung bei einer Reihe namhafter Maler und Bildhauer absolvierte, sowie in Biarritz und Madrid. Bereits mit 18 Jahren ließ sich Mariano Fortuny zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester dauerhaft in Venedig nieder, einer damals aufregend kosmopolitischen Stadt, in der die westliche Kultur auf östliche Einflüsse traf. Inspiriert von der umfangreichen Stoffsammlung seiner Mutter erwarb er den Palazzo Pesaro degli Orfei in San Beneto und richtete sich dort Werkstätten und Ateliers ein. 1902 lernte er in Paris Henriette Negrin kennen, die seine Muse und Ehefrau wurde und mit ihm in das oberste Stockwerk des Palazzo zog. Was für eine glückliche Fügung, denn mit Negrin, einer Expertin für natürliche Farbstoffe und Stoffkünstlerin, begann Fortunys Abenteuer in der Textilbranche.

Schon bald entwarf das Ehepaar mit dem Delphos-Kleid einen unsterblichen modischen Meilenstein: ein filigranes Kleid aus plissierter Seide, das von Muranoglasperlen sanft beschwert in schmaler und schmeichelnder Silhouette wunderschön über den Körper fließt. Beim Entwurf hatten die beiden die Statue der Chiton von Auriga vor Augen, die 1898 in Delphi gefunden worden war. Als Hommage an die klassischen Stile des antiken Griechenlands war das Kleid eine Rebellion gegen die Moderichtungen und Modehäuser der damaligen Zeit. Es fiel vor allem durch seine reduzierte und raffinierte Form auf und zeigte die Sensibilität es Ehepaars für Bewegung und Licht, weit über Farben und Dekor hinaus. Auch heute wieder wird es nach einer von Fortuny 1909 patentierten Plissiermethode in aufwendiger Handarbeit hergestellt.

1949 starb Mariano Fortuny. Henriette verkaufte die Fabrik auf der Giudecca-Insel, in der mittlerweile Baumwollstoffe mit der von Mariano entworfenen Maschinendrucktechnik hergestellt wurden, und führte noch einige Jahre die Stoffbearbeitungsmanufaktur in ihrem Atelier im Palazzo Orfei fort, die sie der Stadt später als Museum überschrieb. 1965 starb auch sie und das Vermächtnis des Paares schien verloren. Bis der Venezianer Lino Lando es sich zur Aufgabe machte, die Geschichte fortzuschreiben. Er war 17 Jahre alt, als er Mitte der 1960er-Jahre zum ständigen Besucher des Palazzo wurde und sich oft alleine in den magischen Räumen aufhielt. Dort begann er, sich in Fortunys Notizen zu vertiefen, analysierte Stoffe und Materialien, studierte sorgfältig jede Plisseefalte auf der Suche nach ihren innersten Geheimnissen und beschäftigte sich zudem mit dem Orientalismus. Dabei entdeckte er die islamische Ornamentik neu und dechiffrierte ihre Einflüsse auf Venedig. 1984 hatte er das Plissierverfahren und das Handdrucksystem auf Seide und Samt schließlich perfektioniert und die Herstellung der verloren geglaubten Schätze konnte beginnen. Lando baute die Produktion des Palazzo Orfei, der heute Palazzo Fortuny heißt, wieder auf und setzte die Herstellung von Seiden- und Samtstoffen, Kleidern, Leuchten und Accessoires fort. Nicht nur in Bezug auf die Bewahrung von Produktionsgeheimnissen ist er Mariano Fortuny sehr ähnlich, sondern auch in puncto Qualitätsbesessenheit. So könnte man meinen, Fortuny-Leuchten seien einfach nur mit Seide bespannte und bemalte Metallobjekte, doch Lando nahm sich alleine zwei Jahre Zeit, um das Metallgestell zu rekonstruieren und eine Seide zum Bespannen zu finden, die so transparent ist, dass sie jenes magische Licht verstreut, das heute noch weltweit verzaubert.

Mit seiner Beharrlichkeit, Kreativität und der Passion für die venezianische Handwerkskunst hat Lino Lando es geschafft, das künstlerische Erbe von Henriette Negrin und Mariano Fortuny neu erblühen zu lassen. Betritt man die Boutique in München, spürt man dies sofort. Es scheint, als würde das Paar in seinen Kreationen weiterleben.

Fortunity Schal

Fortuny München
Briennerstr. 9
80333 München
Tel. 089/76757782

Öffnungszeiten:
Von Montag bis Samstag
10:00 / 19:00

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