Flower Power
Kunsthalle München
Flowers Forever – Blumen in Kunst und Kultur
3. Februar bis 27. August 2023
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Damit diese florale Märchenwelt zustande kommt, ist natürlich einiges an Material notwendig. Seit 2003 sammelt Rebecca Louise Law daher jede Blume, trocknet sie und bewahrt sie sorgfältig zwischen knisterndem Seidenpapier in großen Kartons auf. Auch ihre kleine Blütenfarm in der Normandie liefert eine Auswahl besonderer Blumen. Mittlerweile lagert sie über eine Million Blüten in den USA, dazu kommen jeweils 250.000 Blumen in Asien und Australien und 500.000 in Europa. Nichts wird weggeworfen, sondern immer wieder für neue Installationen verwendet. Oft wird auch am Ausstellungsort selbst, wie jüngst in München, zu Blumen-Sammelaktionen aufgerufen. Rund 200.000 Blüten sammelten und trockneten die Münchener und gaben sie in der Kunsthalle ab. „Es war unglaublich, wie viele Blumen von Floristen, Veranstaltungen und Privatpersonen gesammelt wurden. Diese Blumen wären weggeworfen worden, wenn wir sie nicht verwendet hätten. Einige Exemplare waren richtige Schätze mit persönlichem Wert. Es ist eine Ehre, sie in meine Installation aufzunehmen“, freut sie sich.
Schon als kleines Mädchen war Rebecca Louise Law stets von Blumen umgeben. Die 39-Jährige erinnert sich gerne an ihre „happy peaceful times“ auf dem Land, in denen sie alleine durch die Natur streifte, Tiere beobachtete und neue Pflanzen entdeckte. Ihr Vater, Groß- und Urgroßvater waren Gärtner, mütterlicherseits gab es viele Maler – es war also nicht verwunderlich, dass sie irgendwann begann, Blumen zu zeichnen. „Erst später an der Uni lernte ich: Kunst ist nicht nur Malerei. Kunst kann alles sein.“ Ein großes Glück für die damals junge Studentin, denn es frustrierte sie, dass sie Bilder als zu „flach“ und zu wenig erlebbar empfand. „Meine Bilder wurden immer größer. Ich wollte, dass der Betrachter im Bild ist, und ihn so dazu bringen, die Schönheit der Natur zu sehen und sie zu erleben, wie ich es tue.“
Als ihr Blick einmal über die üppigen Dahlienfelder ihres Vaters wanderte, kam ihr eine Idee. Sie wollte diese Dahlien trocknen und mit ihnen dann sozusagen „in der Luft malen“. 2003 entstand ihre erste Installation „Dahlia“, ein Rechteck aus Dahlien, die kopfüber von der Decke herabhingen. Es folgten mehr und größere Installationen, die auf öffentlichen Plätzen, in Museen, Hotels oder Einkaufszentren, von London, Polen, Italien, Frankreich und Deutschland über die USA bis hin zu Australien und Malaysia, ausgestellt wurden. Mit frischen oder bereits getrockneten Blumen und Blättern, mit Zapfen, Samen, Muscheln, mit Strukturen, Mustern und Texturen – mit einfach allem, was Rebecca Louise Law in der Natur fand und was sie inspirierte. Für jedes Land recherchiert sie individuell, welche Blumen und Farben welche Bedeutung haben. „Ich liebe es, mit vor Ort gesammeltem Material zu arbeiten, und es ist immer toll, einheimische Helfer zu haben und sie alle zusammenzubringen. Für mich ist das genauso Kunst wie das Werk selbst.“Man darf also gespannt sein, was Rebecca Louise Law in der Münchener Kunsthalle mit all ihren Helfern kreiert. So viel sei verraten: „Mein Kunstwerk ist von einem Blütenkelch inspiriert. Das Zentrum der Blume wird der Treffpunkt für jeden Betrachter sein.“ Ihre Installation wird den Abschluss der „Flowers Forever“-Ausstellung bilden, die einen Rundgang durch die Kulturgeschichte der Blume vom Altertum bis heute inszeniert.
Text von Isabell Stegmeier
Bildrechte: Julien Mota (Banquet); Jeff Eden (Rebecca Louise Law), Robert Wagner (Raum), Marc Jones (gelbe Leiter)