The Art of Ping Pong

Wie das britische Ehepaar Caroline und Algy Batten gemeinsam mit verschiedenen Künstlern wahre Designobjekte rund um die Sportart Pingpong kreiert. Und damit nicht nur raffiniertes Interior Design und die Leidenschaft für das Tischtennisspielen
miteinander verbindet, sondern auch Gutes tut.

Tischtennisplatten, die als Gemälde an der Wand hängen. Schläger im Streifen-Design oder Marmor-Look. Und eine 60-teilige Kollektion für Nike, designt zu Ehren von Tennis-Legende Roger Federer, die über 6.000 Pfund für verschiedene Stiftungen einbrachte. Wenn aus Sportgeräten Kunstwerke werden, die die Welt verbessern, dann befinden wir uns inmitten des kreativen Kosmos von Algy Batten. In London führt der Designer gemeinsam mit seiner Frau Caroline das Label Art of Ping Pong (AoPP), das bunt gemusterte Schläger fertigt und Tische sowie Netze herstellt, die nach dem Spiel zu Wandobjekten werden können. Das ist nicht nur äußerst dekorativ, sondern spart auch Platz.

„Ich habe schon immer gerne Tischtennis gespielt“, erzählt der 47-Jährige. „Die sportliche Herausforderung der Hand- Augen-Koordination, die bei diesem Spiel besonders rhythmisch und meditativ ist, gefällt mir. Außerdem ist es ein Spiel für Klein und Groß und Jung und Alt, das die Generationen verbindet und allen Spaß macht.“ Aus Battens Leidenschaft für diesen Sport entstand vor vielen Jahren die Idee für sein heutiges Label. Damals hatte der Brite gerade für seine Design-Agentur eine Tischtennisplatte gekauft und begann, regelmäßig Pingpong-Abende für Freunde und Nachbarn zu veranstalten. Zeitgleich arbeitete er für Nike an einer Installation anlässlich des Launch- Events der Kollektion NikeCourt x Rogerer Federer. Und so schlug er dem US-Sportartikelriesen kurzerhand ein weiteres Projekt vor: Dabei sollten Fotografen, Modemacher und Kunstmaler Tisch-Oberflächen kreativ gestalten, um sie dann auf sogenannten Ping Pong Game Nights bespielen zu lassen. Nike war skeptisch und konnte sich mit der Idee nicht identifizieren. Und so fand eine ähnliche Umsetzung schließlich in Battens eigener Agentur statt. Er lud dazu befreundete Künstler ein und ließ sie puristischen Holzschlägern neue Looks verpassen. Als erschwingliche und ausgefallene Kunstwerke sollten diese dann zugunsten von BBC Children in Need bei Ebay versteigert werden. Und das geschah mit derart großem Erfolg, dass sich aus der Aktion jährliche Charity-Tischtennis-Turniere entwickelten, die bis dato über 30.000 Pfund einbrachten.

Vom britischen „Kritzel“-Zeichner Mr. Doodle sowie dem minimalistisch- abstrakt arbeitenden Künstler Charlie Oscar Patterson stammen die ersten beiden Kreationen, denen bis heute Dutzende weitere folgten. Unter anderem von Morag Myerscough, die für ihre poppigen Installationen inmitten von grauen Großstadtwüsten bekannt ist, Kelly Anna, die sich mit ausdrucksstarken weiblich-figurativen Motiven für Female Empowerment einsetzt, oder dem Spanier Javier Calleja, der seine Werke häufig mit großen Augen und übertriebenen Proportionen ausstattet. Produziert werden alle Objekte als Unikate oder in Kleinstserien von jeweils etwa 15 Stück. Und das oft nicht für den direkten Verkauf, sondern für Online-Versteigerungen mit Charity-Charakter. Diese Aktionen sind für den Designer nach wie vor eine Herzensangelegenheit und inspirierten ihn zu einer weiteren Idee. Denn nach einer beruflichen Neuorientierung hatte er seine Büroräume aufgegeben und seine Londoner Stadtwohnung war schlichtweg zu klein, um hier eine Tischtennisplatte aufstellen und seinem Hobby weiter nachzugehen. Schließlich sind die handelsüblichen zusammenklappbaren Tische weder sonderlich platzsparend noch ästhetisch. Wenn man sie doch bloß an die Wand hängen könnte, überlegte Batten. Und natürlich nicht die schlichten dunkelgrünen Exemplare, sondern bunt und künstlerisch gestaltete. Gedacht, getan. Das Ehepaar machte sich daran, erste Prototypen ihrer ArtTables zu entwickeln: bunt gemusterte Tische, die Gemälden gleich dekorativ an der Wand platziert werden können und die von den Dimensionen her ein Spiel auch auf kleinstem Raum ermöglichen. Sportgerät und Kunstobjekt sollten eins werden und eine gemeinsame Funktion haben und nicht jedes für sich allein stehen.

Im September 2019 präsentierten die beiden dann auf derLondon Design Fair drei Modelle – fantasievoll bemalt mit plakativen geografischen Formen, gefertigt aus hellem Birken-Sperrholz, von Hand je zweimal lackiert und geschliffen. Dieses Verfahren glättet die Oberfläche und macht die Farbe langlebig. Nicht nur Presse und Besucher waren sofort begeistert von der ebenso simplen wie pfiffigen Idee, auch große Marken wie Selfridges, Le Bon Marché, The Conran Shop oder Mr Porter wurden schnell auf AoPP aufmerksam und es dauerte nicht lange, bis in Kooperation mit verschiedenen Künstlern weitere Modelle entstanden, etwa bunt bemalt mit Augen, Smileys oder Camouflage-Print. Seit Kurzem gehört auch ein Tischtennisnetz, das sogenannte ArtNet, zu den einzigartigen AoPP-Kreationen: ein zickzackförmiges Stahlgebilde, das nahezu jeden Tisch in ein Spielfeld verwandelt und das im Anschluss mit einem mitgelieferten Haken an der Wand befestigt werden kann. „Ich habe ständig neue Ideen“, so der umtriebige Designer. „Und die kreativen
Möglichkeiten rund um Pingpong sind noch lange nicht ausgereizt.“

Bildrechte: ArtNet/Scott Kimble Ltd. (Pingpong-Ball und -Schläger); ArtTable/www.stocksy.com