Keksmanufaktur So Bang
Vor acht Jahren ist die ehemalige Redakteurin des Modemagazins Glamour, die viele Jahre lang in München lebte, in ihre Herzensstadt Paris gezogen und hat hier ihre Manufaktur gegründet. Nicht sofort – der Stadtwechsel war ein Neuanfang nach ihrer Scheidung. „Ich musste mich erst einmal sammeln und herausfinden, was ich wirklich für meine Zukunft wollte“, beschreibt Chi-Young. Auch beruflich. Und so machte sie zunächst einige Praktika, in einem Schmuckatelier, einer Patisserie und auch bei Top-Konditor François Perret (heute Hotel Ritz Paris), den sie einen Tag lang begleitete. Seine Arbeit und sein Können faszinierten sie besonders. Und so wurde wenig später während eines Freundinnen-Wochenendes in Deauville die Idee für So Bang geboren, einer Haute-CoutureE-Boutique für Kekse, die ChiYoungs Sinn für Schönheit, Stil und Ästhetik mit ihrem Wunsch, essbare Kunstwerke zu schaffen, verband. „Natürlich war es nicht einfach, in einer Stadt, in der es eigentlich schon alles gibt, Fuß zu fassen, doch heute kann ich sagen: Es hat geklappt.“
Die Keks-Rohlinge für ihre edlen Kreationen liefert eine Pariser Boulangerie. Und zwar alle in derselben ovalen Form und Größe. „Sonst wäre schon die Basis zu aufwendig. Mein Hauptaugenmerk liegt ja auf der Verzierung“, erklärt die in Deutschland geborene Koreanerin. Erst kurz bevor ihre kleinen Delikatessen in Tütchen verpackt werden, setzt sie die fertigen, individuell gestalteten Fondantplättchen auf die Rohlinge und verbindet beide mit Zuckerguss. Der Großteil der Arbeit liegt dann bereits hinter ihr, nämlich Designprozess und Gestaltung. Letztere beginnt mit dem Ausrollen, Formen und Trocknen des Fondants, bevor die Künstlerin je nach Kundenwunsch mit zwei Techniken arbeitet: dem Royal Icing (Eiweißspritzglasur), bei dem mit verschiedenen Spritztüten gezeichnet und so ein plastischer 3-D-Effekt erreicht wird, oder mit essbaren Aquarellfarben, die mit dem Pinsel aufgetragen werden und eine weichere, subtilere Optik und Eleganz haben. Etwa zehn Dekore schafft die 47-Jährige im Durchschnitt pro Stunde. Ihr mittlerweile großes Know-how gibt sie gerne in Atelier-Workshops weiter. „Es ist schön, zu sehen, wie glücklich die Teilnehmer sind, wenn sie selbst kleine Kunstwerke kreieren.“ Die eigene Freizeit verbringt Chi-Young aber nur noch selten inmitten von Keksen. Lieber ist sie in der Natur unterwegs, im Wald oder am Meer, um den Kopf frei zu bekommen und sich zu erden. Und um neue Pläne zu schmieden oder von Zukunftsprojekten zu träumen, etwa einer Kooperation für ein Teatime-Service mit einer Porzellanmanufaktur.