Saint Charles Apothecary

Saint Charles Store
Pfisterstraße 6
München
Tel. 089/38887145

www.saint-charles.eu

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Die Rückkehr zu Natur, Gesundheit und altem Wissen

Wir leben in einer Zeit, in der viele von uns das Bedürfnis nach mehr Orientierung und Sinnhaftigkeit verspüren. Die Versprechen einer entfesselten Konsumgesellschaft schenken meist ebenso wenig innere Balance und Zufriedenheit wie der ständige Selbstoptimierungsdruck, der uns nicht zur Ruhe kommen lässt. Daher ist der Wunsch nach einem alternativen Lebensstil nicht selten allgegenwärtig, ein Lebensstil, der die wesentlichen Dinge in den Mittelpunkt stellt, zu denen Gesundheit, ein Bewusstsein für die Bedeutung der Natur und daraus folgend ein nachhaltigeres Handeln gehören. Hier kommt auch althergebrachtes Wissen wieder ins Spiel, das in der westlichen Welt, die lange ausschließlich auf Fortschritt und Zukunftsorientierung fokussiert war, oft brachlag. Heute erleben etwa die Verfahren der Vergangenheit in der biologischen oder biodynamischen Landwirtschaft eine neue Blüte und im Bereich Gesundheit sind mit Ayurveda oder Traditioneller Chinesischer Medizin mehrere Tausend Jahre alte Behandlungssysteme wieder gefragt. Wobei auffällt, dass, abweichend vom Trend zu regional produzierten Nahrungsmitteln, die Therapien und Anwendungen vermehrt aus anderen Kulturkreisen wie Indien oder China stammen. Dabei hat auch Europa mit der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM), die der Alternativmedizin zugeordnet wird, ein altüberliefertes holistisches Gesundheitswissen in petto, das mit so bekannten Namen wie Paracelsus, Hildegard von Bingen oder Pfarrer Sebastian Kneipp verknüpft ist und schwerpunktmäßig mit den Schätzen der Natur arbeitet.

Von der Apotheke zur Brand

Der Ort der Verarbeitung dieser Schätze in Form von Kräutern oder Heilpflanzen zu Arzneien und Kosmetik war früher stets die Apotheke, in der nicht, wie heute, weitgehend industriell gefertigte Produkte verkauft, sondern Cremes, Tinkturen oder Essenzen noch eigens hergestellt wurden.

Diese Tradition wiederzubeleben, war von jeher der Traum von Alexander Ehrmann. Schon als Kind half der heutige Pharmazeut seinem Vater Klaus Ehrmann, österreichischer Apotheker in fünfter Generation, Tonika zu rühren. Nach dem Studium in Wien und Perugia übernahm er im Jahr 2006 eine historische Apotheke in Wien und machte sich ans Werk, seinen Traum umzusetzen. Die Apotheke, die vormals den Namen „Apotheke zur heiligen Dreifaltigkeit“ trug – was Ehrmann junior „definitiv ein bisschen zu heilig war“ –, benannte er, sowohl als Huldigung an seinen Schwiegergroßvater Karl als auch auf Anregung einer englischen Praktikantin hin, deutlich griffiger in „Saint Charles Apotheke“ um. Seinen Anspruch, mehr sein zu wollen als nur ein Supermarkt für Aspirin & Co., unterstrich er, indem er sogleich eigene Produkte entwickelte und neben der Apotheke einen Naturkosmetik-Shop, ein Kosmetik-Institut, ein Bio-Wirtshaus und ein Zentrum für Gesundheit eröffnete. 2009 kam dann eine weitere Apotheke in Berlin dazu, bevor 2015 ein zufälliges Treffen mit dem Marketingspezialisten Richard König alles veränderte.

König, wie Ehrmann ein passionierter Typ und auf der Suche nach mehr Erfüllung in seinem Job, fand sich in dessen ganzheitlichem TEM-Ansatz sofort wieder. Und so gründeten die beiden eine Gesellschaft, die sich um „den Aufbau der Marke Saint Charles außerhalb des Verkaufsraums der Apotheke kümmern sollte“. Dazu gehörte vor allem, neue Vertriebskanäle für das mittlerweile große Sortiment zu finden, das heute über 400 Produkte aus den Bereichen Naturkosmetik, Aromatherapie und Kräuterheilkunde umfasst. Darunter Klassiker wie die hautschonende Apothekerseife mit ihrem feinen Odeur aus Lavendel und Eukalyptus, zahlreiche Körper- und Gesichtspflege-Produkte sowie ätherische Öle und Kräutertees. Die weitere Entwicklung des Unternehmens ist ein Musterbeispiel organischen Wachsens und nachhaltigen Erfolgs: Seit 2016 gibt es einen Onlineshop, seit 2017 finden sich Saint-Charles-Produkte in Tophotels wie dem Forsthofgut Naturhotel in Leogang und dem Alpin Resort Sacher in Seefeld und seit 2019 werden sie auch in eigenen MonoBrand-Stores, z. B. in Wien, Salzburg, Antwerpen, Linz und seit Dezember in München, verkauft.

Inside Saint Charles

Was genau macht aber den Erfolg aus, was steckt dahinter? „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers.“ Dieses Zitat des französischen Philosophen Jean Jaurès ist das Motto der beiden Saint-Charles-Macher und so gehört ein stetiges „Nicht immer mehr, aber immer besser“ zum Erfolgsrezept der Brand. „Alles wurzelt in der Pharmazie, in der Apotheke“, erläutert Alexander Ehrmann, wobei auch neue Erkenntnisse aus dem Bereich der Schulmedizin bei der Produktentwicklung eine große Rolle spielen. Der 57-Jährige arbeitet mit Instituten und Gremien wie dem TEM-Dachverband zusammen, bezieht das enorme Wissen seiner pharmazeutischen Mitarbeiter mit ein und greift im Einzelfall auf die Expertise seines Vaters zurück. Auch dieses Miteinander, das alle, vom Mitarbeiter über den Lieferanten bis hin zum Kunden, einschließt, ist ein erklärtes Ziel der Marke, die gerade als B-Corp-Unternehmen mit besonders positivem Impact auf Umwelt und Gesellschaft zertifiziert wurde.

„Wir versuchen, unsere Werte mit unseren Kunden zu teilen, und möchten sie dazu motivieren, sich eigenverantwortlich um ihre Gesundheit zu kümmern“, so Richard König. Während manch eine Firma mehr durch vermeintlich verkaufsförderndes Greenwashing als durch konsequente Nachhaltigkeit auffällt, ist diese ein zentraler Bestandteil der Saint-Charles-DNA. Das beginnt bei der Herkunft der Rohstoffe für die eigenen Produkte, die seit 2018 an einem Logistik- und Produktionsstandort im 6. Wiener Bezirk aufwendig und weitestgehend von Hand gefertigt werden, und endet bei der Verpackung. Die Inhaltsstoffe stammen, soweit möglich, aus lokalem Bio-Anbau, was die heimische Bio-Diversität fördert und beständig hohe Qualität garantiert. Beispiele hierfür sind etwa das Bio-Lavendelöl, das im Waldviertel angebaut und auch destilliert wird, bevor es in der Saint-Charles-Manufaktur entweder pur abgefüllt oder in anderen Produkten weiterverarbeitet wird, oder der in vielen Rezepturen verwendete Bio-Alkohol aus Bio-Weizen. Neben der Qualität der Ingredienzen ist den beiden Entrepreneuren eine nachhaltige Verpackung besonders wichtig. Deshalb werden 90 Prozent der Saint-Charles-Produkte in vollständig recycelbaren Braun- oder Violettglas-Flaschen und -Tiegeln abgefüllt, die die Haltbarkeit der zusatzfreien Rezepturen garantieren, sich ästhetisch perfekt ins Apothekenkonzept der Brand fügen und den Kunden das Gefühl geben, ein auf das Wesentliche reduziertes Erzeugnis in den Händen zu halten. Auf Umverpackungen verzichtet man komplett, worauf man mit Recht stolz ist.

Von Gesundheit zu Wellbeing

Ein weiterer Erfolgsgrund ist sicherlich auch die Breite des Sortiments, das im Spannungsfeld zwischen Gesunderhaltung und Wellbeing das passende Produkt für jedes Bedürfnis parat hält, darunter exotische wie Weihrauchharz, Paolo-Santo-Holz oder Salbeibündel zum Räuchern. Manche Artikel der Manufaktur entstehen als gezielte Erweiterung des Sortiments, andere aus Zufall oder privater Leidenschaft. Letztere war auch die treibende Kraft hinter zwei Projekten, die dem Bereich freudvoll gelebten Wellbeings zuzuordnen sind: der Herstellung von vier Spirituosen und drei Parfüms. Gin ist eine Passion von Richard König und so entwickelte er in Zusammenarbeit mit seinem Partner und der niederösterreichischen Destillerie Farthofer einen Apotheker-Gin mit lokaler fruchtig-herber Meisterwurz als zentralem Botanical. Später folgten ein Amaro, ein Wermut und ein Bitter, begleitet von einer ganzen Reihe spannender Cocktailrezepte, denen die optionale geschmackliche Verfeinerung mit Kräuteressenzen wie dem „Mood Complex“ (enthält u. a. Jasmin, Safran und Rose) eine besondere Note verleihen. Wer sich an dieser Stelle wundert, was Spirituosen in der Apotheke zu suchen haben, sei auf die lange Tradition der Herstellung alkoholbasierter Kräuterauszüge als Teil des Apothekerhandwerks verwiesen. „Bereits mein Vater hat immer wieder an Rezepturen für Magenbitter gearbeitet“, erinnert sich Alexander Ehrmann. Mit den drei Parfüms wollte er seine große Leidenschaft für Gerüche und Düfte noch weiter im Sortiment verankern. Sie sind wie alle anderen Produkte ein olfaktorischer Gegenentwurf zu den oft penetranten synthetischen Düften und riechen wunderbar natürlich und nuancenreich, etwa das Apothecary-Eau-de-Toilette „Dulcis“, in dem Lavendel auf einen mit Pfeffer kontrastierten und mit Tonka- und Sandelholznoten abgerundeten Amber-Akkord trifft. Für die Entwicklung holte sich der Pharmazeut seinen alten Freund, den Parfümeur und Autor Paul Divjak, ins Boot, der schon für den Duft des energetisierenden Saint-Charles-Körpersprays „Soul Splash“ verantwortlich zeichnet.

Der Münchner Store

Ein besonders angenehmer Wohlgeruch ist dann auch einer der Gründe, die einen Besuch in einer Saint-Charles-Apotheke oder einem Mono-Brand-Store zu einem sehr sinnlichen Erlebnis machen. Betritt man die neue Dependance in der Pfisterstraße in der Münchner Innenstadt, umhüllt einen dieser beglückende Geruch, noch bevor man Zeit hat, sich umzusehen oder beraten zu lassen. Der Laden ist minimalistisch gestaltet, jedoch ohne einen Hauch von Kälte auszustrahlen. Das liegt am minutiös ausgetüftelten Design, das zusammen mit Freunden vom BüroKLK entworfen wurde und schon dem ersten Geschäft in Wien den renommierten German Design Award einbrachte. „Kunsthandwerk. Reduziert, aber besonders“, so beschreibt Alexander Ehrmann das Konzept. Nichts lenkt ab, alles ist auf das Wesentliche fokussiert. Und so drückt auch das Store-Design aus, was die Marke so bemerkenswert macht.

Geschäftsführer Richard König & Alexander Ehrmann, Store München/David Schreyer