Hofmeisterei Hirtzberger

Hofmeisterei Hirtzberger
Wösendorf 74
A-3610 Wösendorf in der Wachau.
Tel. 0043/2715/22931

www.hofmeisterei.at

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Wann sind Sie das letzte Mal durch die Wachau gefahren? Von München an Linz vorbei nach Wien oder umgekehrt? Marillenduft in der Nase, Grünen Veltliner am Gaumen und vor Augen eine sanft-hügelige Weingärten-Landschaft, die sich beidseitig an die Donau schmiegt? Nur kulinarisch blieb es hier lange bei einer verlässlich-schlichten Heurigen-Hemdsärmeligkeit. Man fuhr hindurch, blieb höchstens kurz stehen. Das änderte sich 2014. Die Winzerfamilie Hirtzberger, einer der klangvollsten Namen der Region, erwarb mitten in Wösendorf in der Wachau die ehemalige Weingartenhofmeisterei des Stiftes St. Florian in Oberösterreich. Die frühgotische Pretiose aus dem späten 13. Jahrhundert mit ihren heimeligen Gewölberäumen im Erdgeschoss wurde feinfühlig renoviert und diente dem jüngsten Familienspross Mathias Hirtzberger als Startschuss für das eigene Weingut, neben ein paar Hektar Weinbergen in bester und tatsächlich auch schönster Lage rund um Wösendorf. Mittlerweile haben sich Mathias und seine vom Tegernsee stammende Frau Hanna nur einen Steinwurf entfernt ein komplett neues Weingut gebaut.

Die Hofmeisterei jedoch blieb, was sie von Anfang an eben auch war: ein einladendes kulinarisches Erlebnis, mit dem Begriff „Restaurant“ nur unzureichend beschrieben, seit jeher betrieben und geführt von den beiden Pächtern Hartmuth Rameder und Erwin Windhaber. Rameder, der Gastgeber und Weinspezialist, und Windhaber, der Koch, haben sich ihre Sporen schon in renommierten Betrieben wie Heinz Reitbauers Steirereck verdient und aus der Hofmeisterei einen offenen Ort des Willkommenseins gemacht, sei es am Rande eines Sommerausflugs im Gastgarten neben der Donau, beim aufmerksamen Genießen unter dem Gewölbe oder beim ausgelassenen Feiern in den wunderschönen historischen Räumen im ersten Stock, die man für eine größere Runde unbedingt im Hinterkopf behalten sollte.

Als 3-Hauben-Adresse hat Erwin Windhaber sich und die Hofmeisterei schon länger etabliert, und zwar auf leichtfüßige Art, niemals verbissen, aber doch selbstverständlich regional und stets gepaart mit einer kulinarischen Neugier, die den Gast nie überfordert, aber häufig überrascht und sogar entzückt. Den Donauzander lässt er mit Erbse und Knollenziest durch eine Flusskrebsbisque schwimmen, den Hirsch hüllt er in einen Baumkuchenmantel und das Iberico-Schwein bettet er auf Wirsing mit Kümmel und Haselnuss. Am Iberico lässt sich exemplarisch erzählen, was das kongeniale Duo Rameder und Windhaber besonders gut kann: Die Weinempfehlung ist hier nicht einfach nur Begleitung, sondern Fortführung des Genusses, ein weiterer Akkord, mehr als ein Rahmen für die kulinarische Kunst. So gibt es für das Iberico gleich zwei Empfehlungen, als könne man sich je nach Laune für Dur oder Moll entscheiden: einen 2016er Grünen Veltliner Smaragd Rotes Tor vom Senior-Patron Franz Hirtzberger oder einen würzigen 2020er Spätburgunder vom kleinen rheinhessischen Weingut Gebert, von dem es kaum mehr als 500 Flaschen gibt. Neben den Weinen aus der Hirtzberger-Familie ist Rameders Weinkeller, den er wie ein Klavier zu spielen vermag, mittlerweile auf über 2.000 Etiketten angewachsen. Diese vinophile Virtuosität macht es auch für Stammgäste spannend, die so ihre geliebten Klassiker immer wieder in neuem Gewand entdecken können.

Am Ende der Schlemmerei entgeht man selten dem „besten Eierlikör der Welt“, den Hartmuth Rameder monatlich selbst frisch zubereitet und bei dem man – Teil des geheimen Rezeptes – eine ganz feine Rumnote erschnuppern und erschmecken kann. Man kann ihn sich auch in der kleinen angeschlossenen Greißlerei mit Hausgemachtem als Wegzehrung und Andenken einpacken lassen, neben Windhabers legendärer Leberpastete, eingelegten Eierschwammerln, Wildschweinwurst, Hirschleberkäse oder „Hartmuths feinstem Wermut“, dessen bezauberndes Etikett ihn erst recht als charmantes Mitbringsel empfiehlt. Ja, in nicht mal einem Jahrzehnt haben die beiden die Hofmeisterei mit Können, Kontinuität, Kraft und Kreativität zur kulinarischen Institution gemacht. Die Wachau ist mehr denn je eine eigene Reise wert!

Bildrechte: Michael Winkelmann (Männer), Julius Hirtzberger (Food, Esstisch)