Hier wird nicht missioniert – hier wird zelebriert. Und zwar Pflanzenküche, die so gar nichts mit Verzicht zu tun hat. Darüber liegt ein Hauch französischer Nonchalance, gepaart mit Berliner Lässigkeit. Das Bonvivant ist weder Veggie-Bistro noch Fine-Dining-Lokal. Es ist etwas dazwischen – bzw. ehrlich gesagt: darüber. Den besten Vorge- schmack liefert schon der Brunch, immer von Freitag bis Sonntag. Ein Fest für die Sinne sind fluffige Brioche-Pancake-Türmchen mit Beeren und weißem Schokoladeneis oder knuspriger Austernpilz auf Milchbrot mit Gurken-Kimchi und Zitronencreme. Dazu: frisch gepresste Elixiere aus der Saftbar und aromatischer Kaffee aus
nachhaltigem Anbau. Abends zeigt sich das Bonvivant dann in voller Blüte. Küchenchef Nikodemus Berger bringt Gemüseküche auf ein Niveau, das überrascht, berührt und satt macht. Seine 5- oder 6-Gänge-Menüs sind mutig, verspielt und trotzdem zugänglich. Sellerie wird mit Holzkohlebutter, Weizengras, Orangenschale und Leindotter zum Stillleben auf dem Teller, Kiefernzapfen werden eingelegt und als aromatischer Sirup ins Menü integriert.

Gekrönt wurde das Restaurant für seine Finesse zu Recht mit einem Michelin-Stern – und zusätzlich mit dem grünen Stern. Eine doppelte Auszeichnung, die Haltung und Handwerk gleichermaßen ehrt. Untrennbar mit der Küche verbunden: das Drink-Pairing. Hier reicht man nicht einfach Wein, sondern komponiert Cocktails: mal erdig mit Roter Bete, mal zitrusfrisch mit Yuzu, mal salzig-grün mit Spirulina. Anspruchsvoll, spielerisch und nie prätentiös.