Ras Al Khaimah
Ras Al Khaimah ist in den Emiraten ein wenig das, was die Schweiz in Europa ist: etwas behutsamer, genussvoller, gediegener und ruhiger als seine Nachbarn. Zudem landschaftlich oft atemberaubend schön. Felsengrau, Mangrovengrün und die terrakottazarte Wüstenweite gehen hier Hand in Hand, umrahmt vom Blau des arabischen Meeres. Das viertgrößte der Emirate ist so staunenswert vielfältig wie ein Freizeitpark und möchte nicht nur Bühne sein, sondern ein echtes arabisches Erlebnis – und ab diesem Jahr das nachhaltigste Reiseziel der Region. Das alles gelingt, weil Ras Al Khaimah Natur, Kultur und 7.000-jährige Geschichte klug in das Urlaubserlebnis einwebt und reichlich davon hat. Kein Wunder also, dass die Besucherzahlen schwungvoll steigen. Die Flugverbindungen sind vortrefflich, Dubais International Airport ist nur 45 Autominuten entfernt und meist kostenlose Hotel-Shuttles gibt es zuhauf. Wir haben uns dieses spannende Schmuckkästchen ein wenig genauer angeschaut:
Im Norden von Ras Al Khaimah liegt mit dem fast 2.000 Meter hohen Jebel Jais der Abenteuerspielplatz der Emirate und deren höchste Erhebung. Hiken, Klettern oder Mountainbiken mit Blick auf das majestätische Hadschar-Gebirge im Osten oder das Türkisblau des Arabischen Golfs im Westen sind hier auch in den heißeren Monaten noch möglich. Vor allem aber ist der Jebel Jais als Adrenalingipfel bekannt, allein drei unvergessliche Abenteuer bündeln sich im Jais Adventure Park: Der fast drei Kilometer lange Jais Flight ist die längste Zipline der Welt, mit der man in einer Höhe von 1.680 Metern Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h erreicht. Ähnlich spektakulär ist die fünf Kilometer lange Jais Sky Tour, sechs miteinander verknüpfte Seilrutschen, um die großen Klippen und Schluchten von Jebel Jais aus der Vogelperspektive zu erleben. Gleich nebenan wartet der familienfreundliche Jais Sledder, die längste Rodelbahn der Region, auf der man rasante acht Minuten lang durch die Berglandschaft saust. Glücklich und außer Atem lockt eine Einkehr im höchsten Restaurant der Vereinigten Arabischen Emirate, dem 1484 by Puro, mit seinem erhabenen Gebirgspanorama von der weitläufigen Terrasse oder der lässigen Lounge auf dem Dach aus. Wer dann sein Outdoor-Erlebnis noch intensiver gestalten möchte, hat mit dem Bear Grylls Explorers Camp das weltweit erste Refugium des legendären Abenteurers direkt zur Hand und kann in bis zu 24-stündigen Survival-Kursen allein oder mit der Familie das Überleben in rauer Wildnis lernen – Sternenhimmel inklusive!
Auf dem Weg zurück nach Süden bietet sich ein Abstecher nach Dhayah an, das von der UNESCO in die Welterbe-Vorschlagsliste aufgenommen wurde. Das zweigeschossige Dhayah Fort aus goldblonden Lehmziegeln ist die einzige noch erhaltene Bergfestung in den Emiraten und der Blick von ganz oben reicht bis zur Küste und zum Meer. Unweit von Dhayah in der Lagune von Al Rams reichert Regenwasser aus dem Hadschar-Gebirge das Meer mit Sauerstoff an, eine perfekte Umgebung zur Perlenkultivierung und der Ort, an dem die einzige verbliebene Perlenfarm zu finden ist: Suwaidi Pearls. Vor der Entdeckung des Erdöls im Arabischen Golf war die Perlenfischerei jahrhundertelang die Quelle des Wohlstands der Emirate und Abdulla Al Suwaidis Großvater war einer der letzten Perlentaucher der Region. Noch mehr über die Geschichte der Perlenernte erfährt man an Bord eines traditionellen Perlenboots auf dem Weg zur schwimmenden Perlenfarm, während der Blick auf die üppigen Mangroven die Seele streichelt. Den Gaumen streichelt danach ein Besuch im Restaurant Eayshat Awal in Ras Al Khaimah. Es liegt direkt am lebendigen Hafen der gleichnamigen Hauptstadt und ist eine ungekünstelte kleine Zeitreise in die traditionelle Esskultur.
Eine halbe Stunde südlich der Hauptstadt umrahmt das 500 Hektar große Al Wadi Nature Reserve das Wüstenresort The Ritz-Carlton Al Wadi Desert mit seinen 100 Poolvillen, von denen speziell die über 250 qm großen Tented Pool Villas im Stil von Beduinenzelten beeindrucken. Aus den sieben kulinarischen Optionen sticht das Farmhouse by Syrco heraus, das seit Kurzem unter der Ägide des niederländischen 2-Sterne-Kochs Syrco Bakker steht. Beim Terrassen-Dinner unter dem schimmernd verglühenden Abendhimmel grüßen Gazellen und Oryxantilopen. Es gibt viele Wege, den Zauber der Al Wadi Wüste hautnah zu erleben. Sei es ganz ursprünglich bei Wanderungen auf dem Rücken eines Kamels oder gar zu Fuß in den Morgen- oder Abendstunden oder auch bei Reitausflügen: Mit etwas Glück begegnet man unterwegs den bezaubernden Wüstenfüchsen und -katzen. Die ewig lockenden Wüstendünen lassen sich elegant beim Sandboarding erobern oder rasant beim Dune Bashing mit Buggy, Quad oder Landcruiser. Auch der Besuch eines Beduinencamps oder eine Falkenshow dürfen für das echte Wüstenerlebnis nicht fehlen. Und wer noch mehr Nervenkitzel sucht, hebt staunend mit Ultraleichtflugzeugen ab oder wählt die ruhige Vogelperspektive von einem Heißluftballon aus, wobei sich in beiden Fällen ein Sehnsuchtsblick zur Küste wohl kaum vermeiden lässt.
Auf Ras Al Khaimahs über 60 Kilometer langer Küstenlinie wechseln sich hochmoderne Resortstrukturen mit quirligen Häfen, kleinen Inseln und alteingesessenen Fischerdörfern ab. Immer wieder unterbrochen von ganzjährig nutzbaren Sandstränden – für Frühlingsgefühle in unseren Wintermonaten – und malerischen Mangrovenhainen, in denen sich pastellrosafarbene Flamingos, Riffreiher und sogar habichtartige Schelladler tummeln. Nach den hochbeinigen Flamingos ist der golden-feinsandige Flamingo Beach nur wenige Minuten südlich der Hauptstadt benannt, der mit seinem flachen Ufer zu den schönsten und familienfreundlichsten Stränden der Region zählt.
Die Auswahl an erstklassigen Strandresorts nimmt in Ras Al Khaimah stetig zu. 2022 setzte das InterContinental Ras Al Khaimah Resort and Spa im neuen Villenviertel Mina Al Arab mit seiner schicken Uferpromenade ein Ausrufezeichen. Mit Infinitypool und Traumgarten direkt am Strand wurde es bei Familien schnell so beliebt, dass sich für Paare eine Buchung der Zimmer und Suiten im separaten Clubflügel mit eigener Lounge und Pool lohnt. Zuletzt sorgte das gleich nebenan eröffnete Anantara Mina Al Arab Ras Al Khaimah Resort für noch mehr Honeymoon-Atmosphäre. Das Resort mit den ersten Overwater-Villen des Emirats wird dank seiner idyllischen Lage direkt an der Mangrovenlagune keine weiteren Nachbarn mehr bekommen und ergänzt das charmanteste aller Emirate mit einem Hauch von Malediven-Flair.