Polène

Die Gemeinde Ubrique ist bekannt für ihre malerische Lage in den andalusischen Bergen – und für ihre Lederwaren. Sie zählt heute zu den wichtigsten Lederzentren Europas. Marken wie Prada oder Chanel lassen ihre exklusiven Accessoires hier in Spanien fertigen. Und auch Polène vertraut bei der Umsetzung seiner Entwürfe auf das Know-how der ortsansässigen Kunsthandwerker. Mehr als 1.800 Spezialisten arbeiten in Ubrique für die junge Pariser Marke. 2016 wurde Polène von Antoine, Mathieu und Elsa Mothay gegründet. Die drei Geschwister sind die Urenkel von Léon Legallais, dem Schöpfer der kultigen französischen Bekleidungslinie Saint James, bekannt für ihre bretonisch gestreiften Shirts. Mit Polène fanden auch die jungen Mothays ihren Einstieg in die Modewelt. Schnell machte sich ihr Label mit seinen ebenso außergewöhnlichen wie minimalistisch-zeitlosen Lederkreationen zu moderaten Preisen einen Namen. In nur acht Jahren ist es gelungen, neben den beiden Pariser Flagship-Boutiquen und der Verkaufsfläche im Kaufhaus Le Bon Marché auch Stores in New York, Tokio, Seoul und im Dezember letzten Jahres in London zu eröffnen. Die erste deutsche Dependance ist für Juni in Hamburg geplant. Dazu kommen mittlerweile 2,4 Millionen Follower auf Instagram. Der Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad im „Affordable luxury“-Segment stieg so rasant, dass sogar der zu LVMH gehörende Private-Equity-Fonds L Catterton im vergangenen Jahr als Investor einstieg.

Polènes Markenzeichen: Taschen und Kleinlederwaren in organischen Formen, mit Falten, Drapierungen und Flechtungen. Und das Ganze mit großem handwerklichem und kreativem Anspruch und in herausragender Qualität umgesetzt. Das Leder stammt ausschließlich aus zertifizierten spanischen und italienischen Gerbereien und wird stets beim Zuschneiden in den eigenen Werkstätten noch einmal überprüft. Denn um die Designs zu realisieren, sind dessen Leichtig-, Formbar- und Geschmeidigkeit essenziell. Gemeinsam mit der gezielt eingesetzten Dynamik der Schließen und Schnallen, die wie Schmuckstücke verarbeitet sind, entsteht so ein subtiles Gleichgewicht aus Schlichtheit und Einzigartigkeit. Die Farbgebung der Kollektionen lässt sich von der Natur inspirieren: Camel, Cognac, Beige, Sand, Nude und Ecru gehören zu den charakteristischen Tönen. Jede Saison inszeniert Polène seine Kampagnen vor landschaftlichen Kulissen, die Minimalismus und Weitläufigkeit vereinen. Die raue, unberührte Natur bringt dabei die Poesie der Formen und die Authentizität ihrer Lederwaren besonders gut zum Ausdruck.

Kreatives Epizentrum der Marke ist die Rue du Louvre im zweiten Pariser Arrondissement. Hier werden die charakteristischen Taschen, die auch ohne Logo oder Muster einen großen Wiedererkennungswert haben, mit einem hohen Anspruch an Perfektion entworfen. Allein für die mittlerweile ikonische „Numéro Un“ (dt.: Nummer Eins) – die allererste Leder-Bag des Hauses – wurden in acht Monaten 25 Prototypen erstellt, bevor die Mothay-Geschwister mit dem Ergebnis zufrieden waren.

Hochwertige Produkte zu kreieren, die in Würde altern und dabei stets ihre Besonderheit behalten, das ist seit Tag eins Ziel der Marke. Und auch dem Thema Nachhaltigkeit begegnet das Design-Team mit Vision. Lederreste werden gesammelt und weiterverwendet. Dafür hat Polène 2023 das Upcycling-Projekt „Les Mains“ (dt.: die Hände) gestartet, bei dem Kunsthandwerker dazu eingeladen werden, die Lederreste mit ihren eigenen Werkstoffen und Techniken in einen Dialog treten zu lassen. So entstehen limitierte Auflagen handgefertigter Objekte. Eine erste Zusammenarbeit gab es mit dem japanischen Label Mobje, das Vasen gestaltete, die gewebte Papierfasern mit Lederspiralen verbindet. Eine zweite Kooperation fand mit der französischen Künstlerin Wendy Andreu statt. Sie entwarf einen Spiegel in einer einzigartigen Webtechnik, die Lederreste, Seile und Silikon kombiniert. Neuestes Upcycling-Projekt ist die „Plèi”-Kollektion, eine kleine Serie von Lederblumen, die direkt bei Polène in Ubrique hergestellt werden. Ob als Solo-Objekte oder als Strauß in einer Vase – die fünf Blumen aus gemasertem Leder in jeweils vier Farben wirken als Interior-Objekte ebenso elegant wie zeitlos. Dass es das Polène-Team stets kreativ vorantreibt, zeigt auch die erste in Italien von Kunsthandwerkern hergestellte Schmuckkollektion. Wie bei den Taschen dient die Natur als Inspirationsquelle, etwa in Form von eingemeißelten und vergoldeten Felsstrukturen bei den Entwürfen „Eroz“. Organische Formen und das schlichte und zugleich edle Design schlagen zudem die Brücke zu den Lederwaren. Bestes Beispiel: die Creolen „Éole“, die den willkürlichen Wirbeln des Windes nachempfunden sind und aus gewundenen Metallbändern und – als Sonderedition – Restleder gefertigt werden.