Judith Leiber Couture
Unvergessen die Szene in „Sex and the City – der Film“, als Mr. Big sich kurz vor der Hochzeit mit einem Anruf bei Carrie versichern will, dass sie auch wirklich das Richtige tun. Das Fatale: Nicht sie selbst, sondern Charlottes Adoptivtochter nimmt das Handy ab und versteckt es kurzerhand in ihrer glitzernden Cupcake-Clutch. Die Trauung platzt – vorerst zumindest –, doch die über und über mit Kristallen besetzte Abend-Bag von Judith Leiber Couture hat ihren großen Auftritt.

Nun ist es nicht so, dass das amerikanische Label nicht schon lange vorher mit seinen atemberaubend fantasievoll gestalteten Taschen und Pillendosen die Herzen der Fashionistas ebenso wie der First Ladies der USA erobert hätte, doch die Platzierung in „Sex and the City“, das – wir erinnern uns – nichts Geringeres als DAS Kult-TV-Ereignis in den Jahren rund um den Jahrtausendwechsel war, hatte den Aufstieg in den Style-Olymp zur Folge. Und war damit noch einmal ein absoluter Verkaufs- und Star-Booster. Beyoncé, Lady Gaga und Gigi Hadid sind nur einige Namen der Celebrities, die seitdem mit Kreationen von Judith Leiber Couture über die Roten Teppiche der internationalen A-List- Events flanieren.

Dabei war die Idee für die ikonischen Glitzer-Clutches anfangs eher aus der Not heraus geboren. 1967, die gebürtige Ungarin und gelernte Täschnerin Judith Leiber lebte bereits seit 20 Jahren in New York und ihr junges Label feierte gerade seinen vierten Geburtstag, erreichte sie ein goldplattiertes Taschenmodell aus Italien, ruiniert, da oxidiert und von Grünspan gezeichnet. Was tun? Judith Leiber besetzte es kurzerhand mit Kristallen, machte es so wieder verkaufsfähig und ihre erste Minaudière (Abendtasche aus Metall) war geboren. Über 3.000 Taschen hat die Designerin bis zu ihrem Rückzug in den Ruhestand Ende der 1990er-Jahre entworfen, von klassischen Kuvert-Clutches bis hin zu einer Vielzahl aufsehenerregender Modelle, mit Tausenden von Kristallen besetzt, mit feinstem Lammleder gefüttert und in tagelanger Arbeit von Hand gefertigt. Zahlreiche dieser Exemplare sind heute nicht nur weltweit in den Dauerausstellungen von Design- und Modemuseen wie dem Metropolitan Museum of Art in New York oder dem Victoria and Albert Museum in London zu sehen, sondern seit 2005 auch im eigenen Museum in East Hampton ausgestellt. Gemeinsam mit Ehemann Gerson Leiber, einem amerikanischen Maler und Bildhauer, hat Judith Leiber es 13 Jahre vor ihrem Tod eröffnet, um ihrer beider Karrieren für die Ewigkeit festzuhalten.

Heute gehört das Kult-Label zur New Yorker Authentic Brands Group (u. a. Brooks Brothers, Hervé Léger, Juicy Couture) und das
Design wird von den beiden Kreativprofis Jane Matheson und Dee Ocleppo Hilfiger – die Ehefrau von Modemacher Tommy Hilfiger ist gleichzeitig auch Miteigentümerin – verantwortet. Schmuck, Düfte, eine preisgünstigere und eine Kinder-Linie ergänzen mittlerweile das Markenportfolio. Doch der Fokus liegt noch immer auf den eindrucksvollen Couture-Bags. Und die haben dank Matheson und Hilfiger noch einmal ein Glamour- und Eyecatcher-Upgrade erhalten. Ob farbenfroh funkelndes Transisterradio, Hot Dog, Cocktailglas, Cowboystiefel, Bierdose oder Popcorntüte – eine ist frecher und ausgefallener als die andere. Und jede für sich noch immer stets ein Unikat und Kunstwerk. Oft schon ausverkauft, kaum dass sie in den Handel kommt.