Louis Vuitton
Die Geschichte von Louis Vuitton ist untrennbar mit dem Wandel des Reisens und der Entwicklung luxuriösen Gepäcks verbunden. Gegründet im Jahr 1854 von Monsieur Louis Vuitton, revolutionierte das Unternehmen, das noch heute die Bezeichnung „Malletier“ (dt.: Koffermacher) im offiziellen Firmennahmen trägt, mit seinen innovativen Kofferdesigns das Reisegepäck.
Während in früheren Zeiten gewölbte Koffer üblich waren, erkannte Louis Vuitton das Potenzial flacher, stapelbarer Truhen, die sich für Schiffs- und Bahnreisen perfekt eigneten. Die daraufhin konstruierten Trunks waren nicht nur praktisch, sondern durch den Einsatz widerstandsfähiger Materialien, wie dem wasserabweisenden ikonischen Monogram Canvas, auch stilvolle Prestigeobjekte, was entscheidend zu ihrem weltweiten Erfolg beitrug. Nicht zuletzt auch mit seinen Maßanfertigungen setzte Louis Vuitton neue Maßstäbe. Prominente und Aristokraten wie die französische Kaiserin Eugénie de Montijo, Jules Verne oder Claude Monet ließen sich exklusive Reisebehältnisse herstellen, die auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt waren. Der „Stokowski Trunk“, der für den illustren Dirigenten Leopold Stokowski entworfen wurde, ist noch heute ein Paradebeispiel individueller Anfertigung: Er war nicht nur Koffer, sondern auch eine mobile Arbeitsstation mit Fächern für Partituren, Schreibutensilien und persönliche Gegenstände. Ebenso legendär ist der „Library Trunk“, der für literaturbegeisterte Reisende produziert wurde, Platz für eine erlesene Büchersammlung bot und von dem Ernest Hemingway ein eigens für ihn angefertigtes Exemplar besaß. Eine weitere bahnbrechende Erfindung war 1868 der sogenannte „Malle Lit“, ein Koffer, der sich in ein komfortables Klappbett verwandeln ließ und vor allem Entdeckern und Abenteurern diente.
Heute haben die historischen Trunks von Louis Vuitton einen fast mystischen Ruf. Sie gelten als exklusive Sammlerstücke, die bei Auktionen hohe Preise erzielen und denen die Marke mit dem Luxusband „100 legendäre Trunks“ ein Denkmal setzte. Diese Trunks erzählen Geschichten von großen Persönlichkeiten, fernen Reisen und exquisiter Handwerkskunst, die bis heute begeistern.
PRÄZISE HANDARBEIT
Jeder maßgeschneiderte Trunk von Louis Vuitton wird seit jeher in der historischen Manufaktur in Asnières-sur-Seine, unweit von Paris, von Hand gefertigt. Darunter Trunks, bei denen es sich um Individualisierungen bestehender Trunk-Modelle handelt, aber auch komplette Maßanfertigungen, bei denen der Koffer von Grund auf nach den Wünschen des Kunden konzipiert wird. Die sich über Monate erstreckende Herstellung eines solchen Meisterstücks
kann bis zu mehrere Hundert Stunden in Anspruch nehmen und umfasst zahlreiche präzise ausgeführte Schritte. Der Prozess beginnt mit dem Aufbau eines leichten, aber äußerst widerstandsfähigen Holzrahmens aus Pappel-, Buchen- oder Okouméholz, die alle aus nachhaltig bewirtschafteten europäischen Wäldern stammen und für ihre Langlebigkeit und Stabilität bekannt sind. Anschließend erhält der Trunk seine charakteristische Hülle: meist das ikonische Monogram Canvas, das 1896 lanciert wurde. Auf Anfrage kommen auch feinste Lederarten, Epi-Leder oder exotische Materialien wie Krokodil- oder Straußenleder zum Einsatz. Typisch für die Trunks sind zudem die glänzend polierten Messingbeschläge sowie die 1890 von Sohn Georges Vuitton patentierten, noch heute nahezu unveränderten Messingschlösser. Der Innenraum wird meist individuell gestaltet, mit edlen Samtauskleidungen, maßgefertigten Lederfächern, integrierten Schubladen, Geheimfächern oder speziellen Halterungen für Uhren, Sneaker, Schmuck oder erlesene Weine.
DER MYTHOS LEBT
Heute werden die klassischen Designs gerne als Basis für Neuinterpretationen genommen. So etwa der bereits erwähnte historische Bett-Trunk „Malle Lit“, der im vergangenen Jahr von Künstler und Designer Pharrell Williams, aktuell Creative Director der LV-Herrenlinie, redesignt wurde. Mit einem historischen, leicht verwittert wirkenden Streifenmuster und dem von ihm entwickelten LV-Lovers-Label versehen, sieht er nicht nur ziemlich stylish aus, sondern ist dank ausklappbarer vierteiliger Matratze mit Memory-Foam-Topper als Bett auch noch äußerst bequem. Für großes Aufsehen sorgten auch die „Trophy Trunks“, die für einige der prestigeträchtigsten globalen
Sportereignisse, etwa für die Fußball-Weltmeisterschaft oder jüngst für die Formel 1, entworfen wurden. Sie präsentieren die jeweiligen Pokale wie in einer Art portablem Schrein. Ein Sehnsuchtsobjekt für Golfer ist dagegen der originelle „Golf Trunk“, der nicht nur Golfschläger, -bälle oder -kleidung aufbewahrt, sondern – ein echter Eyecatcher – mit einem herausziehbaren Putting Green samt integriertem Loch aufwartet. Die Herstellung eines maßgefertigten Trunks kann mehrere Hundert Stunden in Anspruch nehmen. Seit jeher sind die individualisierten und maßgefertigten Trunks Objekte der Begierde. Ein Umstand, dem die von Stardesigner Marc Newson entworfenen „A Cabinet of Curiosities Trunks“ Rechnung tragen. Der Australier kreierte Trunks, die nicht mehr als Reisegepäck gedacht sind, sondern im aufgeklappten Zustand als modular gestaltbarer Präsentationsschrank für Sammlerpreziosen aller Art – Memorabilia, Fundstücke oder kleine Kunstwerke – dienen. „Ich wollte den Kontext umkehren: Es geht nicht darum, dass das Stück reist, sondern dass die im Trunk ausgestellten Gegenstände im weiteren Sinne gereist sind und für den Besitzer eine Bedeutung haben“, so Newson. Seiner ursprünglichen Funktion enthoben, wird der Louis-Vuitton-Trunk so endgültig zur zeitlosen Design- und Kunstikone.
Bildrechte: Gregoire Vieille (Fertigung)