Lubin Paris

Die Düfte von Lubin sind erhältlich bei:
Parfümerie Brückner-Bublitz
Filiale Alter Peter
Rindermarkt 1
München
Tel. 089/2631
www.lubin.eu

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Das große Pariser Parfümhaus Lubin zählt zu den ältesten der Welt und blickt auf eine stolze, über 200-jährige Geschichte zurück. Zwischenzeitlich verlor die Maison durch diverse Eigentümerwechsel stark an Bedeutung, bis Parfüm-Entrepreneur Gilles Thévenin sie in den Nullerjahren wach küsste. Heute strahlt die Marke wieder als Fixstern am Firmament der französischen Haute Parfumerie. Wir sprachen mit dem Lubin-Président.

„Du bist ein Kämpfer, ein Pirat, ich mache dir einen Piratenduft mit einer prominenten Rumnote.“ Als die berühmte Parfümeurin Olivia Giacobetti 2005 mit „Idole de Lubin“ den ersten Duft für die wieder unabhängige Maison komponierte, hatte Gilles Thévenin gerade eine Reihe zäher Markenrechtsprozesse hinter sich. Dabei war der Plan des charmanten, aber auch hartnäckigen Parfüm- und Marketingprofis zunächst ein ganz anderer gewesen: Er wollte Lubin, das bis dato zum Portfolio eines großen Kosmetikkonzerns gehörte, wieder erfolgreich am Markt platzieren und betreuen. Doch in jenem Konzern interessierte sich niemand für das Potenzial und die reiche Historie des Hauses. Zu angestaubt, lautete das Verdikt. Thévenin blutete das Herz. Und schließlich traf er die Entscheidung, Lubin zu kaufen. „Das wurde zur fixen Idee für mich, es war einfach eine Schande, dass eines der ältesten französischen Parfümhäuser auf dem Abstellgleis weiter Rost ansetzen sollte“, erzählt er. Und so begannen die langwierigen Verhandlungen um die Rechte, aus denen Thévenin als stolzer Besitzer hervorging.

Er verkaufte seine Eigentumswohnung und seine Autos und die ehemalige Eigentümerfamilie Prot, die Lubin bis Ende der 1960er-Jahre führte, stieg finanziell mit ein. Das Abenteuer Lubin 2.0 begann – mit dem Ziel, ein neues Kapitel der Geschichte der Maison zu schreiben, das an die ruhmreichen alten Zeiten anknüpfen sollte. 1798 wurde Lubin in den Wirren der französischen Revolution von Pierre-François Lubin gegründet und konnte sich schnell als bevorzugtes Parfümhaus des Adels etablieren. Napoleon Bonapartes Gattin, Kaiserin Joséphine, verfiel den feinen Parfüms und innerhalb weniger Jahre wurde Lubin zum Hoflieferanten des englischen Königs, des russischen Zaren und des französischen Königshofes. 1844 ging das Haus in den Besitz von Felix Prot über, der die Internationalisierung des Geschäfts vorantrieb und 1873 in Cannes die erste moderne Parfümfabrik eröffnete, in der erstmals Dampfmaschinen, z. B. zum Extrahieren von Essenzen, zum Einsatz kamen. Besonders wichtig wurde für Lubin in der Folge der Überseemarkt. Bereits im 19. Jahrhundert galt Lubin in den USA unter den aristokratischen Familien im alten Süden und den Eliten der Ostküste als Inbegriff französischer Haute Parfumerie.

Der Erfolg in Amerika hielt an und selbst in den wirtschaftlich schwierigen Jahren nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 konnte das Haus mit dem Klassiker „Nuit de Longchamp“, der die Partys in Hollywood und den Hamptons in den sinnlichen Odeur weißer Blüten hüllte, einen großen Erfolg lancieren. Weitere Parfüm-Meilensteine wie der exquisite Zitrusduft „Gin Fizz“, der 1955 als Hommage an Grace Kelly komponiert wurde, und Ende der 1960er-Jahre „Eau Neuve“ folgten, bevor die Firma an einen Konzern verkauft wurde und der langsame, unaufhaltsame Abstieg begann. Eine schillernde Historie, die verpflichtet. „Von Anfang an war uns klar, dass wir Lubin als Marke mit Ethos weiterführen wollten. Das ist eine Frage der Ehre und nicht des Geldes“, erklärt Gilles Thévenin. Parfüm hat ihn sein ganzes Leben begleitet. Im Haushalt seiner Großeltern wurden nach dem Bad die Babys mit Eau de Cologne eingerieben, sein Urgroßvater trug Guerlains „Eau Imperiale“, seine Großmutter Guerlains „Mitsouko“. Einmal im Jahr durfte er als Kind seine Mutter in die damals noch intensiv beduftete luxuriöse Guerlain-Boutique in Paris begleiten. Ein prägendes Erlebnis. Abends in seinem Zimmer roch er dann an den mitgebrachten Parfüm-Miniaturen und träumte sich in den Schlaf. Mit so einer Vorgeschichte wundert es nicht, dass er später als Kreativ-Direktor beim Traditionshaus Guerlain landete und eine tiefe Liebe zu den klassischen Kompositionen der Parfümhistorie entwickelte. Und so machte er sich mit ehemaligen Lubin-Parfümeuren im Ruhestand und den heutigen Hausparfümeuren Delphine Thierry und Thomas Fontaine gleich nach Übernahme von Lubin an die Rekonstruktion der Klassiker des Hauses. Nachdem heute viele Inhaltsstoffe der alten Duftformeln nicht mehr verfügbar oder mittlerweile verboten sind, erwies sich das als eine heikle Aufgabe. Und so sind die wieder aufgelegten Klassiker respektvolle Neuinterpretationen, die auf der alten Formel basieren, die Düfte aber auch behutsam in die Gegenwart übersetzen. Schließlich ist man kein Museum, sondern ein modernes Parfümhaus. Das zeigt sich auch in den neuen Lubin-Kreationen, die sich gleichzeitig traditionsbewusst und zeitgemäß präsentieren und in deren Mittelpunkt oft eine besonders edle Qualität eines natürlichen Inhaltsstoffs wie Myrrhe, Iris oder Patschuli steckt.

Diese nachhaltig gewonnenen Duftstoffe bezieht man von kleinen Manufakturen im südfranzösischen Städtchen Grasse, nicht von den großen Herstellern synthetischer Duftmoleküle, die in den Mainstream-Kompositionen zu finden sind. Das führt zu Parfüms, die unvergleichlich facettenreich und tiefgründig sind und immer eine spannende Geschichte erzählen, wie z. B. die sechs neuen Extraits de Parfum der Haute Parfumerie-Kollektion „Aristia“, die nach sagenumwobenen Heldenfiguren benannt sind. „Sindbad“ evoziert das Bild des orientalischen Abenteurers, der abends im Kreis seiner Freunde mit funkelnden Augen von seinen Eroberungen erzählt. Seidene Kleider rascheln und schimmern im Licht der Öllampen, Schwaden von Weihrauch liegen in der Luft, vermischt mit dem Duft von Blütenessenzen und warmen Gewürzen wie Zimt. „Condottiere“ ist eine Hommage an die legendären Söldner der italienischen Renaissance, die in Friedenszeiten markant duftendes Leder trugen und sich mit edelster Iris parfümierten. Alle Düfte der Serie sind emotional packende Dufterlebnisse, die an exotische Orte entführen und zum Träumen anregen. Und dabei stets tragbar, lesbar und elegant bleiben – ein erklärtes Ziel des Firmenchefs und seiner Parfümeure. „Die Klassiker sind stets ein Ausdruck subtiler französischer Duftkultur gewesen, das wollen wir auch in den neuen Düften weiterführen. Laut passt nicht zu uns“, betont Gilles Thévenin. Leise und elegant, aber ungewöhnlich lange auf der Haut spürbar sind auch die Parfüms der anderen Kollektionen. Etwa „Grisette“, eine edles Rosenparfüm, das feiner und authentischer nicht duften könnte. Oder „Upper Ten for Him“, in dem eine wundervolle, an Gin erinnernde Kopfnote aus Bergamotte und Wacholder über einem holzigen Fond zu schweben scheint. Jeder Duft ist eine kleine Offenbarung mit hohem Wiedererkennungswert. Wie Phoenix wiederauferstanden aus der Asche, zählt Lubin mittlerweile zum Faszinierendsten der kleinen Riege großer französischer Parfümhäuser. Die Mühen der schwierigen Wiedergeburt haben sich also gelohnt.